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Die Keimzelle der heutigen Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik, das heutige AA-Gebäude, entstand Anfang der 60er-Jahre als Staatliche Ingenieurschule Osnabrück.
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50 Jahre Hochschule Osnabrück

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Seit Anfang der 1960er-Jahre werden an der Albrechtstraße 30 auf dem Osnabrücker Westerberg junge Ingenieur*innen ausgebildet.
Seit Anfang der 1960er-Jahre werden an der Albrechtstraße 30 auf dem Osnabrücker Westerberg junge Ingenieur*innen ausgebildet.
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„Wenn es irgendwo geht, dann geht es in Osnabrück.“ Dieser Satz begegne ihm immer wieder, sagt der heutige Hochschulpräsident Prof. Dr. Andreas Bertram. Und tatsächlich, wer über die Jahrzehnte bis 1971 zurückblickt, dem Gründungsjahr der Hochschule, findet viele zentrale Momente, an denen die Verantwortungsträger*innen beherzt agiert haben, um ihre Hochschule weiterzuentwickeln. Heute ist die Hochschule Osnabrück Niedersachsens größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Mehr als 14.000 Studierende, ein Fächerspektrum, das mehr als 100 Studiengänge umfasst, wegweisende Forschungsaktivitäten, mehr als 1.300 Beschäftigte: Den Weg dorthin nachzuzeichnen, ist in allen Einzelheiten kaum möglich. Es ist aber möglich, die Scheinwerfer auf einige Meilensteine der Hochschulentwicklung zu richten. Wer sie genauer betrachtet, findet Elemente, die wiederkehren. Vor allem den Tatendrang und Mut der Hochschule, als Pionierin mit vereinten Kräften Neues zu wagen.

„Es werden zum 1. August 1971 errichtet: (...) Die Fachhochschule Osnabrück mit den Fachbereichen Elektrotechnik, Gartenbau, Hüttentechnik, Landbau, Landespflege, Maschinenbau, Wirtschaft.“ So steht es im Niedersächsischen Ministerialblatt Nr. 30/1971. Es ist quasi die Geburtsurkunde der FH. Doch auch wenn die Institution mit diesem Datum neu ins Leben gerufen wurde, gibt es noch eine „Geschichte davor“, die bis heute wirkt. „Die Fachhochschulen wurden nicht ,auf der grünen Wiese‘ gegründet, sondern knüpften an bestehende Einrichtungen an“, erklärt Hochschularchivar Dr. Thorsten Unger. „In die Fachhochschule Osnabrück wurden die Staatliche Ingenieurakademie für Maschinenbau, Elektrotechnik und Hüttentechnik – Standort Westerberg – und die Staatliche Ingenieurakademie für Gartengestaltung, Garten- und Landbau – Standort Haste – übergeleitet, ergänzt durch einen neu gegründeten Fachbereich Wirtschaft.“

Ungefähr 1.300 Studierende nahmen zum Wintersemester 1971/72 ihr Studium auf. Die Gründung der FH vollzog sich über einen längeren Zeitraum. Was sich von Beginn an zeigte: Die Interessen der Hochschule als Gesamtes, einzelner Standorte und auch einzelner Fachbereiche in Einklang zu bringen, war oft eine kräftezehrende Aushandlungssache. „Es gab immer eine gewisse Rivalität zwischen diesen beiden Standorten Haste und Westerberg im Blick auf die Besetzung von Führungspositionen“, sagt etwa rückblickend Prof. Dr. Erhard Mielenhausen, langjähriger Rektor und Präsident der Hochschule. Am 25. Januar 1972 wurde der Diplom-Chemiker Prof. Dr. Karl-Heinz Birr zum Rektor gewählt. „Mit der ersten, am 3. Februar 1972 durchgeführten Senatssitzung, zu der Birr in seiner Funktion als Rektor einlud, war die Gründung der Fachhochschule zwar formal vollzogen, Grundlagen für Studium, Lehre und Forschung mussten aber noch nach und nach gelegt werden“, schildert Archivar Unger.

Tatsächlich war es keine ausgemachte Sache, dass die Existenz der FH Osnabrück von langer Dauer sein sollte. „Die frühe Zeit der Fachhochschule war geprägt von der schlechten Finanzlage Niedersachsens und der Planung einer Gesamthochschule gemeinsam mit der in der Entstehung begriffenen Universität Osnabrück“, erklärt Unger. Genauer beschreibt es Mielenhausen in der Publikation zu 25 Jahren Fachhochschule Osnabrück. Bis 1976 habe es die wissenschaftspolitische Vorgabe gegeben, „die 1974 gegründete Universität Osnabrück zu einer Gesamthochschule weiterzuentwickeln, indem die Fachhochschule Osnabrück und die Pädagogische Hochschule Niedersachsens, Abteilungen Osnabrück und Vechta, bei gleichzeitiger Erweiterung des Fächerspektrums zusammengeführt werden“. Dabei hätten die Planungen zunächst vorgesehen, die Fachbereiche Gartenbau, Landwirtschaft und Landespflege der FH Osnabrück nach Göttingen zu verlagern. Es sollte ganz anders kommen. „Die missglückte Zusammenführung war für die Fachhochschule auf lange Sicht aber weniger ein Fehl- als ein Befreiungsschlag“, sagt Unger.

Erhard Mielenhausen kam 1976 an die FH Osnabrück als Professor für BWL, insbesondere Marketing. Von 1981 bis 1985 hatte er erstmals das Amt des Rektors der Hochschule inne, dass er dann wieder von 1989 bis 2010 als Rektor beziehungsweise Präsident bekleidete. Ende der 1970er- und in den 1980er-Jahren gab es ein bewusstes Wechselmodell an der Spitze der Hochschule. Prof. Dr. Bernward Clasen und Mielenhausen etablierten das„Osnabrücker Modell“, das der Hochschule half, sich durch personelle Kontinuität weiterzuentwickeln. „Wir haben uns gesagt, wir müssen zunächst einmal wachsen, um im Hochschulbereich national und international wahrgenommen zu werden“, blickt Mielenhausen zurück auf die Zeit mit Clasen, der 1991 verstarb.

Es gäbe an dieser Stelle zahlreiche Entwicklungsstränge, anhand derer man das Wachstum der Fachhochschule nachzeichnen könnte, etwa hochschulpolitische Programme oder Infrastrukturmaßnahmen an den Standorten in Osnabrück. In den späten 1970er- und den 1980er-Jahren waren es vor allem die Internationalisierung und die Erweiterung des Fächerspektrums, die zur Profilierung der Hochschule beitrugen.
Seit Anfang der 1960er-Jahre werden an der Albrechtstraße 30 auf dem Osnabrücker Westerberg junge Ingenieur*innen ausgebildet.
Seit Anfang der 1960er-Jahre werden an der Albrechtstraße 30 auf dem Osnabrücker Westerberg junge Ingenieur*innen ausgebildet.
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Prof. Volker Gehmlich prägte die Internationalisierung der Hochschule durch großes Engagement und Gestaltungswillen.
Prof. Volker Gehmlich prägte die Internationalisierung der Hochschule durch großes Engagement und Gestaltungswillen.
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„1977 gewannen wir als bundesweit erste FH eine Million D-Mark an Zuschüssen vom Bund und vom Land für einen Modellversuch: European Business. 1979 startete der Studiengang mit zwei Partnerhochschulen in England und Frankreich mit einem Doppelabschluss“, erinnert sich Prof. Volker Gehmlich. „Wir hatten 30 Studienplätze und plötzlich über 1.000 Bewerbungen - auch aus dem Ausland!“ Auch die Studiengänge Europäisches Elektrotechnik-Studium und Europäisches Maschinenbau-Studium wurden aus der Taufe gehoben. Die Hochschule hatte früh erkannt, dass sie ihren Studierenden in einer vernetzten Welt vielfältige Angebote machen musste, um wichtige Kompetenzen zu erwerben. Eine besondere Rolle spielte seit Mitte der 1980er-Jahre auch die Verbindung zu China. 1984 unterzeichnen die Provinz Anhui, Volksrepublik China, und das Land Niedersachsen eine gemeinsame Erklärung zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Zwei Jahre später saß Prof. Dr. Karl-Wilhelm Blum, der an der Fachhochschule Osnabrück VWL lehrte, als Teil einer niedersächsischen Delegation im Flugzeug nach China. Er wurde zu einem der Wegbereiter der engen Zusammenarbeit der Hochschule mit der Universität Hefei. 2013 wurde das Hochschulzentrum China (HZC) als fach- und fakultätsübergreifende Plattform für den Auf- und Ausbau der China-Aktivitäten der Hochschule Osnabrück gegründet.

Heute gibt es mehr als 300 Partnerhochschulen in aller Welt. Den Stellenwert des Themas erkennt man auch daran, dass Prof. Dr. Andrea Braun von Reinersdorff als Vizepräsidentin für Internationales zuständig ist. 
Prof. Volker Gehmlich prägte die Internationalisierung der Hochschule durch großes Engagement und Gestaltungswillen.
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Ihr Fächerspektrum zu erweitern, war von Beginn an ein weiteres zentrales Anliegen der Hochschule. Sieben Studiengänge gab es 1971. 25 Jahre später waren es 21 grundständige und sechs Weiterbildungsstudiengänge, heute sind es 66 Bachelorstudiengänge, 26 konsekutive Masterstudiengänge und 12 Weiterbildungsstudiengänge. Die Hochschule schaffte und schafft es dabei immer wieder, vorausschauend zu agieren und attraktive Studienangebote zu entwickeln.

So leistete die heutige Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Pionierarbeit bei der Akademisierung von Gesundheitsberufen, 1981 zum Beispiel mit der Einrichtung des Studiengangs Betriebswirtschaft in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Auch die ab 2003 gegründeten Fakultäten Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI) sowie Agrar-wissenschaften und Landschaftsarchitektur (AuL) weiteten ihr Studienangebot beständig aus. Die IuI etwa bietet die bis heute deutschlandweit einmaligen Studiengänge Dentaltechnologie sowie „Aircraft and Flight Engineering“ an, an der AuL können sich Studierende neben Landwirtschaft unter anderem in die Studiengänge „Baubetriebswirtschaft Dual“ oder „Bioverfahrenstechnik in Agrar- und Lebensmittelwirtschaft“ einschreiben. Und am Campus Lingen können Studieninteressierte zwischen insgesamt 24 Bachelor- und Masterstudiengängen aus den Bereichen Management, Technik, Kommunikation, Pflege und Kultur wählen.
Die Ausweitung des Fächerspektrums ist auch eng verknüpft mit der Integration von Angeboten anderer regionaler Bildungsträger. 1996 etwa verständigen sich die Stadt und das Land, die Studienabteilung des Osnabrücker Musik-Konservatoriums „mit der Musiklehrer-Ausbildung in die Trägerschaft des Landes in Gestalt der Fachhochschule (FH) zu übergeben“, schreibt die Neue Osnabrücker Zeitung Ende 2019 anlässlich des Festaktes für 100 Jahre Musikpädagogik in Osnabrück. Als Standort wird 1998 die ehemalige Frauenklinik an der Caprivistraße im Stadtteil Westerberg gewählt, der heutige Sitz des Instituts für Musik der Hochschule. 2022 wurde dort der Erweiterungsbau abgeschlossen, ein architektonisch außergewöhnliches Gebäudeensemble.

Zum Wintersemester 2005/06 wird die Katholische Fachhochschule Norddeutschland (KFH) in die FH Osnabrück und die Hochschule Vechta integriert. Der Bachelorstudiengang Soziale Arbeit wird an der Hochschule neu eingerichtet. „Im Nordwesten Niedersachsens wird damit das Studienangebot für Soziale Arbeit langfristig gesichert“, sagte Wissenschaftsminister Lutz Stratmann. Und auch der Standort Lingen ist in ständiger Bewegung: 2010 bündeln die Berufsakademie Emsland und die Fachhochschule Osnabrück ihre Aktivitäten zu dualen Studiengängen am Standort Lingen. Dazu überführt die Berufsakademie ihre dualen Studiengänge in das eigens dafür geschaffene Department für Duale Studiengänge der Fachhochschule. 
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2003 ging die Fachhochschule in die Trägerschaft einer öffentlich-rechtlichen Stiftung über. Niedersachsens damaliger Wissenschaftsminister Thomas Oppermann und Hochschulpräsident Prof. Dr. Erhard Mielenhausen unterzeichnen den Vertrag.
2003 ging die Fachhochschule in die Trägerschaft einer öffentlich-rechtlichen Stiftung über. Niedersachsens damaliger Wissenschaftsminister Thomas Oppermann und Hochschulpräsident Prof. Dr. Erhard Mielenhausen unterzeichnen den Vertrag.
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Eigenständigkeit und Unabhängigkeit: Die Bemühungen, diese beiden Ziele zu erreichen, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Hochschule. Zwei Jahre sind dabei von besonderer Bedeutung: 1995 und 2003.

Ab 1995 ist die FH Osnabrück eine von drei Hochschulen in Niedersachsen, die am Modellversuch Globalhaushalt teilnehmen. Der Deutschlandfunk schreibt: „Seit 1995 verwalten die Universität Oldenburg, die Technische Universität Clausthal und die Fachhochschule Osnabrück Globalhaushalte. Die Hochschulen erhalten staatliche Gelder nicht mehr zweckgebunden, sondern können sie in eigener Regie einsetzen.“ Während einer Tagung zur Halbzeitbilanz des Modellversuchs 1999 sagt der damalige niedersächsische Bildungsminister Thomas Oppermann: „Die Hochschulen müssen wie Unternehmen handeln und denken. Sie müssen sich fragen, wohin sie wollen und wie sie dahin kommen.“ Sie sollen eigene Vorstellungen für die Verteilung ihrer Mittel und Ressourcen entwickeln.

An der FH hört man das gern: Man habe rechtzeitig erkannt, „dass ein hohes Maß an finanzieller Selbstständigkeit da sein muss, um erfolgreich agieren zu können“, sagt Mielenhausen. „Wir haben jede Gelegenheit genutzt, um unabhängigere Strukturen zu schaffen. Da war der Globalhaushalt von großer Bedeutung.“ Möglich wurde er durch die starke Unterstützung des Landes.
Die Hochschule nutzte die zugewiesenen Mittel zudem, um den einzelnen Fachbereichen eine relative Unabhängigkeit zu geben. Sie konnten weitgehend selbstständig wirtschaften, was auch ein größeres Interesse an der Gesamtentwicklung der Hochschule mit sich brachte.

Der konsequente nächste Schritt folgte dann zum 1. Januar 2003. Einstimmig beschloss der Senat der Fachhochschule in seiner Sitzung vom 9. Oktober 2002, dass die Fachhochschule Osnabrück am 1. Januar 2003 in die Trägerschaft einer öffentlich-rechtlichen Stiftung übergehen soll. Am 19. Dezember 2002 unterzeichnete Minister Oppermann gemeinsam mit Mielenhausen die Urkunde. Die „Stiftung Fachhochschule Osnabrück“ verfügte über einen wesentlich höheren Grad an Autonomie in den Bereichen Liegenschaften und Personal.

„Ich kann mich noch an dieses Gefühl von damals erinnern: Die Hochschule gehört jetzt uns“, sagt Hochschulpräsident Andreas Bertram, der das Amt 2010 von Mielenhausen übernahm. „Das darf man nicht unterschätzen, denn damit wächst die Motivation, Verantwortung zu übernehmen.“ Das Stiftungsmodell und das Leitungsmodell zusammen seien wichtige Grundlagen und Garanten für eine große Handlungsfähigkeit. 
2003 ging die Fachhochschule in die Trägerschaft einer öffentlich-rechtlichen Stiftung über. Niedersachsens damaliger Wissenschaftsminister Thomas Oppermann und Hochschulpräsident Prof. Dr. Erhard Mielenhausen unterzeichnen den Vertrag.
2003 ging die Fachhochschule in die Trägerschaft einer öffentlich-rechtlichen Stiftung über. Niedersachsens damaliger Wissenschaftsminister Thomas Oppermann und Hochschulpräsident Prof. Dr. Erhard Mielenhausen unterzeichnen den Vertrag.
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Das neue Leitungsmodell der Hochschule geht mit dem Übergang in die Stiftung einher. An der Spitze der FH, die jetzt in vier Fakultäten gegliedert ist, steht ein sechsköpfiges Präsidium. Es setzt sich zusammen aus dem Präsidenten, dem hauptberuflichen Vizepräsidenten für Personal und Finanzen sowie vier nebenberuflichen Vizepräsidenten, die zugleich Dekan einer Fakultät sind. Die Fakultäten: Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Gesellschaft und Technik (später Management, Kultur und Technik), Ingenieurwissenschaften und Informatik sowie Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

„Durch die Gründung der Fakultäten wurden die Dekane gleichzeitig Vizepräsidenten. Plötzlich trugen die Entscheidungsträger sowohl für ihre Fakultäten als auch für das Gesamte Verantwortung“, erinnerte sich Prof. Dr. Peter Seifert in einem Interview im Hochschul-Journal 2013 zurück. Durch die enge Zusammenarbeit im Präsidium hätten die Dekane auch Hintergrundinformationen und erweiterte Einblicke in die anderen Fakultäten und Arbeitseinheiten gehabt, so der 2017 verstorbene Seifert, der als Dekan der Fakultät IuI sowie als Vizepräsident für Forschung und Transfer zehn Jahre lang die Hochschule mit prägte.

Als oberstes Gremium der Hochschule wurde im Zuge des Übergangs in eine Stiftung der Stiftungsrat etabliert. Im April 2003 fand die konstituierende Sitzung statt. Fünf externe Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sowie je ein*e Vertreter*in des Hochschulsenats und des Wissenschaftsministeriums bilden seither das Gremium.

Dem ersten Stiftungsrat gehörten folgende Mitglieder an: Rainer Thieme vertrat als Mitglied in Aufsichtsräten und Beiräten der Wirtschaft auf nationaler und internationaler Ebene den Bereich Wirtschaft. Vormals war er Vorsitzender der Geschäftsführung des Osnabrücker Automobilunternehmens Wilhelm Karmann GmbH. Ebenfalls für den Bereich Wirtschaft stand Dr.-Ing. Joachim Adams aus Lingen, Geschäftsführer der PEB Projekt-Entwicklungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH und zuvor Vorstandsvorsitzender der VEW Energie AG. Prof. Hans Rainer Friedrich vertrat als selbständiger Berater und als Honorarprofessor für Wissenschafts- und Hochschulpolitik den Bereich Wissenschaft. Er war zuvor unter anderem Leiter der Abteilung „Hochschulen und Wissenschaftsförderung, Grundlagenforschung“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF). Ebenfalls den Bereich Wissenschaft vertrat Prof. Dr. Marion Schick, Präsidentin der Fachhochschule München. Helga Schuchardt vertrat neben dem Bereich Wissenschaft den Bereich der Kultur. Sie war seinerzeit Vorsitzende des Hochschulrats der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Von 1990 bis 1998 war Schuchardt Ministerin für Wissenschaft und Kultur Niedersachsens. Für das MWK war Ministerialrätin Dr. Barbara Hartung Teil des ersten Stiftungsrats der FH, der von Prof. Dr. Nicolai Müller-Bromley als Vertreter des Senats der Fachhochschule komplettiert wurde.
2013 zogen die fünf niedersächsischen Hochschulen, die 2003 in die Trägerschaft öffentlich-rechtlicher Stiftungen überführt wurden, eine erste Bilanz. „Die deutsche Hochschullandschaft wurde von ihren Kritikern zur Jahrtausendwende als zementiert und verkrustet wahrgenommen. Es war deshalb notwendig, neue Spielräume für Autonomie und Eigenverantwortung zu schaffen“, resümierte der 2020 verstorbene Oppermann.

Vor allem im Blick auf die Verantwortung für die Liegenschaften, den erweiterten Spielraum durch das Berufungsrecht und mehr Eigenständigkeit bei der inhaltlichen Ausrichtung der Fachbereiche hat das Stiftungsmodell den Hochschulen diese Spielräume eröffnet. „Dies ist ein erheblicher Vertrauensbeweis des Landes gegenüber der Leistungsfähigkeit der Hochschule Osnabrück“, resümierte Andreas Bertram während der Zwischenbilanz-Veranstaltung 2013. „Die Überführung in eine Stiftung war mit Sicherheit ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die hervorragende Entwicklung der Hochschule.“ 
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14. Oktober 2012: Der Campus Lingen öffnete die Türen der neuen Campus- Hallen. Rund 15.000 Besuchende kamen zur Einweihung in das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk.
14. Oktober 2012: Der Campus Lingen öffnete die Türen der neuen Campus- Hallen. Rund 15.000 Besuchende kamen zur Einweihung in das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk.
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Ein weiterer Erfolgsfaktor: die Konversion, also die Umwandlung von einst militärisch genutzten Flächen in Flächen für die zivile Nutzung. „Nach dem Krieg von 1866, durch den Osnabrück (...) preußisch wurde, wuchs die Bedeutung Osnabrücks als Garnisonsstadt noch“, schreibt Thorsten Heese in „Topografien des Terrors – Nationalsozialismus in Osnabrück“. „Als neuer Standort wurde der Westerberg gewählt. 1899 entstand als erster wilhelminischer Militärneubau die nach Reichskanzler Caprivi benannte Kaserne für das Osnabrücker Infanterieregiment Nr. 78. Zwischen 1900 und 1903 wurde zwischen der Artillerie- und der Barbarastraße zudem eine Kaserne für die 2. Abteilung des Feldartillerieregiments Nr. 62 fertiggestellt.“ Die Caprivi-Kaserne und die Von-Stein-Kaserne: Heute sind diese Areale als Caprivi-Campus und als Campus Westerberg Standorte der Hochschule Osnabrück.

Die wechselvolle militärische Geschichte beider Areale durchzieht die vorliegende Publikation (vgl. S. 12/13, 21, 32/33, 41). An dieser Stelle in aller Kürze: Nach dem 2. Weltkrieg wurden aus der Caprivi-Kaserne die Scarborough Barracks der britischen Armee. Diese gab den Standort 1987 auf. Nach einer Zeit als Grenzdurchgangslager und Aufnahmelager für Geflüchtete konnte die Hochschule Osnabrück Gelände und Gebäude ab Herbst 1996 nutzen.

Aus der Von-Stein-Kaserne wurden die Woolwich Barracks. Bereits Ende der 1950er-Jahre gaben die Briten einen Teil des Areals an die Bundeswehr ab, die es wiederum in den 1990er-Jahren an die Hochschule weitergab. 2009 schließlich sagt Minister Lutz Stratmann: „Mit dem Kauf einer 52.000 Quadratmeter großen Fläche auf dem Gelände der ehemaligen Von-Stein-Kaserne („Woolwich Barracks“) für rund 3 Millionen Euro hat das Land jetzt den Weg für eine wichtige Zukunftsinvestition in den Hochschulstandort Osnabrück frei gemacht.“ Insgesamt wolle das Land rund 71 Millionen Euro investieren.

„Ihr von der FH seid doch Besetzer“

Der Abzug der britischen Armee aus Osnabrück war für die Stadt eine Zäsur. Sie war nach dem 2. Weltkrieg „zum größten britischen Militärstandort außerhalb Großbritanniens herangewachsen. In den 1980er-Jahren lebten 11.000 Soldaten mit ihren Angehörigen in der Stadt“, schreibt Thorsten Heese. 2006 entschied das britische Verteidigungsministerium, die Standorte in Osnabrück bis 2009 nach und nach aufzugeben. „Sechs Jahrzehnte, nachdem die britische Armee ihre Waffen in Osnabrück abgestellt hat, ziehen die Tommies diese Woche ab. Der Rückzug wird ein Loch in die Einnahmen der kleinen Unternehmen der Stadt schlagen und eine bittersüße Beziehung zwischen alten Feinden und neuen Freunden beenden“, schreibt der Guardian 2008 unter der Überschrift „Garnisonsstadt befürchtet Einbußen, wenn die Armee abzieht“.

Einige Jahre später zeigt sich, dass sich die Stadt den Herausforderungen erfolgreich gestellt hat und es noch immer tut. „Die Konversion in Osnabrück ist geradezu ein Musterbeispiel für einen gelungenen Konversions- und damit verbundenen erfolgreichen Stadtentwicklungsprozess“, heißt es etwa bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Mittendrin in diesem Umwandlungsprozess: die Hochschule Osnabrück, die auch in dieser Phase umsichtig, vorausschauend und mutig agiert.

„Die Kasernen wurden frei. Und da wir in einem erheblichen Wachstumsprozess waren und es erheblichen Druck gab, neue Räumlichkeiten zu finden, es war im Grunde ein Selbstläufer“, sagt Erhard Mielenhausen rückblickend. „Unsere Philosophie war – und die war durchaus mit einem Risiko verbunden – unsere notwendigen räumlichen Erweiterungen so schnell wie möglich in Nutzung nehmen und dann aus der Nutzung heraus die notwendigen Umbaumaßnahmen vornehmen.“ Karl-Ulrich Voß, der von 1974 bis 2018 an der Hochschule in vielen zentralen Positionen arbeitete, formulierte es 2018 im Journal der Hochschule mit einem breiten Lächeln so: „Ein Kollege sagte mir mal: Ihr von der FH seid doch Besetzer.“ Die Bedeutung der Konversion ist für die Hochschule enorm: „Es war der Meilenstein, durch den sich die Hochschule baulich erweitern konnte. Das war die Grundlage für alles Weitere“, schilderte Voss.

In den Folgejahren schaffte es die Hochschule – nicht zuletzt durch Architekturwettbewerbe – ihre Standorte Westerberg und Caprivi-Campus weiterzuentwickeln. Sie fand dabei einen Weg, Historie und Moderne so zu vereinen, dass eine besondere Atmosphäre entstanden ist, die Vertrautheit, Offenheit und auch Aufbruchsstimmung vermittelt.

Der Campus Lingen

Genau das ist auch auf dem Campus Lingen gelungen, der sich seit 2012 in den Hallen des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks befindet. „Eigentlich hatten wir immer die Philosophie, möglichst kompakt an einem Standort zu sein. Insofern war dieser Schritt nicht logisch“, räumt Mielenhausen ein. Letztlich hätten aber Politik und Wirtschaft große Überzeugungsarbeit geleistet. Mielenhausen gehörte schließlich zu vielen beteiligten Personen aus Politik, Wirtschaft und Kultur, die den Hochschulstandort im südlichen Emsland ermöglichten.

Heiner Pott, Oberbürgermeister der Stadt Lingen von 2000 bis 2010, zählte zu diesem Personenkreis: Fast 20 Jahre habe es nach den ersten politischen Initiativen gedauert, „bis die Fachhochschule am heutigen Standort ihren Betrieb aufnehmen konnte. Es war ein Langstreckenhindernislauf mit vielen Beteiligten“. Der unbändige Wille in der Politik mit den Landtagsabgeordneten Elke Müller und Heinz Rolfes sowie in der Verwaltung und in der Wirtschaft, dieses Ziel zu erreichen, auch über die unterschiedlichen Interessen und Parteigrenzen hinaus, seien mitentscheidend für den Erfolg gewesen.

1995 sprach dann Ministerin Helga Schuchardt bei der Einweihung des neuen Standorts nach der großen Team-Leistung die nüchternen, heute oft zitierten Worte: „Nun studiert mal schön“. Die positive Stellungnahme des Wissenschaftsrats zum Ausbau des Standortes Lingen 2005 und der Bezug des neuen, zentralen Campusgeländes 2012 waren dann Meilensteine für die heutige Fakultät Management, Kultur und Technik.
14. Oktober 2012: Der Campus Lingen öffnete die Türen der neuen Campus- Hallen. Rund 15.000 Besuchende kamen zur Einweihung in das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk.
14. Oktober 2012: Der Campus Lingen öffnete die Türen der neuen Campus- Hallen. Rund 15.000 Besuchende kamen zur Einweihung in das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk.
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Auch die Aktivitäten in Forschung und Transfer der Hochschule Osnabrück haben in den zurückliegenden Jahren ein enormes Wachstum erlebt. Festzumachen ist das allein am Ausbau der Infrastruktur. Mehr als 60 Labore gibt es, vom Labor für Anorganische und Analytische Chemie über das Labor für Fahrwerktechnik und das Labor für Gärtnerische Produktqualität bis zum Labor für Virtuelle Produktentwicklung. Wer die Ausgabe „WIR für morgen“ durchblättert, sieht, dass an den Standorten Westerberg, Haste, auf dem Caprivi-Campus und in Lingen derzeit weitere hochmoderne Bauten für Forschung und Lehre entstehen. „In der jüngeren Vergangenheit haben wir viel in die Forschungsinfrastruktur investiert, da hierfür erfolgreich Fördermittel eingeworben werden konnten und die Hochschule ihre Freiheiten als Stiftungshochschule nutzen konnte“, erklärte Prof. Dr. Bernd Lehmann, Vizepräsident für Forschung, Transfer und Nachwuchsförderung, im Forschungsbericht 2018 der Hochschule.

Die Höhe der Drittmittel ist ebenfalls stark gewachsen. „Wir hatten in der angewandten Forschung 3,5 Millionen Euro Drittmittel, jetzt sind wir bei 10,5 Millionen“, erklärte Präsident Bertram 2013 während der Tagung zu zehn Jahren Stiftungshochschule. 2019 lag dieser Wert bei mehr als 25 Millionen Euro, dem Spitzenwert für die Hochschule.

„Von Forschung und Entwicklung an Fachhochschulen gehen wesentliche Impulse für die Innovationsfähigkeit der Gesellschaft aus.“

Das schreibt der Wissenschaftsrat, Deutschlands wichtigstes wissenschaftspolitisches Gremium, 2010 in seinen „Empfehlungen zur Rolle der Fachhochschulen im Hochschulsystem“. Tatsächlich ist die Hochschule breit aufgestellt und in vielen Forschungsfeldern Impulsgeberin. Vor allem in den Bereichen der Agrarsystemtechnik sowie Gesundheit und Pflege hat sie eine prägende Rolle, nicht zuletzt dank des engen Austausches mit der Praxis.

Zugleich ist es für Fachhochschulen grundsätzlich eine besondere Herausforderung, erfolgreich zu forschen. Denn die Ressourcen sind stark begrenzt und nicht mit denen an Universitäten zu vergleichen. „Problematisch ist dabei, dass Forschung den Fachhochschulen qua Gesetz zwar als Aufgabe zugewiesen wird, dies aber nicht in entsprechend erhöhten Grundmitteln zum Ausdruck kommt, sondern Forschungsvorhaben fast ausschließlich aus Drittmitteln finanziert werden“, schreibt der Wissenschaftsrat ebenfalls 2010.

Erfolgsfaktor Interdisziplinarität

Ein Stück weit hat die Hochschule deshalb aus der Not eine Tugend gemacht und durch interdisziplinäres Denken und Arbeiten immer wieder Ressourcen gebündelt. Diese Interdisziplinarität ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Forschungsarbeiten. Stellvertretend dafür seien die Binnenforschungsschwerpunkte genannt, von denen die Hochschule seit 2012 sieben auf den Weg gebracht, die sich beispielsweise mit Musikergesundheit oder den Anwendungsmöglichkeiten und Auswirkungen Künstlicher Intelligenz (KI) befassen. „Es ist unerlässlich, für die Kolleginnen und Kollegen ein Umfeld zu schaffen, durch das sie bei ihrer relativ hohen Auslastung mit Lehraufgaben Freiräume haben, um forschen zu können. Dabei geht es um Freistellungen, Räumlichkeiten oder die Zuordnung von Personal. Diese Strukturen müssen einfach da sein“, erklärte der frühere Vizepräsident für Forschung und Transfer Prof. Dr. Peter Seifert 2013.

Etabliert hat die Hochschule daher über Jahrzehnte Unterstützungsstrukturen für die Forschung. 1986 etwa wurde die Gemeinsame Technologie-Kontaktstelle (TKS) der Osnabrücker Hochschulen aus der Taufe gehoben. Prof. Dr. Werner Söte, seinerzeit Transferbeauftragter der Hochschule, war dabei eine treibende Kraft. Aus der TKS ist heute der Bereich Forschung, Kooperation, Drittmittel geworden. Ebenfalls auf eine lange Geschichte blicken das EU-Hochschulbüro zurück, das über Jahrzehnte große Expertise in der europäischen Förderlandschaft aufgebaut hat, sowie die Science to Business GmbH.

Die Forschungsaktivitäten der Hochschule haben ein großes Gewicht, nicht zuletzt, weil sie untrennbar verbunden sind mit dem Kernbereich der Hochschule, Studium und Lehre. „Die enge Verknüpfung von Lehre und Forschung ist ein essentieller Bestandteil des Selbstverständnisses einer Professur an unserer Hochschule“, erklärte Präsident Bertram 2018 im Forschungsbericht. Und weiter: „Wir wollen die Studierenden befähigen, Veränderungen aus beiden Perspektiven – Forschung auf der einen, Wirtschaft und Gesellschaft auf der anderen Seite – aktiv zu gestalten. Diese Forschungsorientierung in der Lehre ist auch grundlegender Bestandteil unserer Master-Studiengänge.“ 

1.300 Studierende 1971, mehr als 14.000 im Jahr 2021

„1971 war es hier eine Schule“, sagen rückblickend Zeitzeug*innen, mit
denen man spricht. Heute ist es Niedersachsens größte Hochschule
für Angewandte Wissenschaften. Und sie hat noch viel vor. Die Interviews mit allen Mitgliedern des heutigen Präsidiums in diesem Pageflow geben tiefe Einblicke. Sie vermitteln auch eine Grundstimmung: Tatendrang und den Mut der Hochschule, als Pionierin Neues zu wagen. >> hs




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„1971 war es hier eine Schule“, sagen rückblickend Zeitzeug*innen, mit denen man spricht. Heute ist es Niedersachsens größte Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Und sie hat noch viel vor. 
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Entwicklung der Hochschule

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Die Geschichte des Logos

Die Geschichte des Logos

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Nicht nur die Hochschule hat eine lange und spannende Entwicklung hinter sich. Auch ihr Logo hat sich mit den Jahrzehnten immer wieder verändert, bis es 2017 seine aktuelle Form annahm.

1976„Eine Flasche Sekt gab’s als Preis“, erinnert sich Prof. Dipl.-Ing. Rüdiger Wormuth. Der damalige Professor für Freiraumplanung am Campus Haste hat 1976 das erste Logo für die Fachhochschule Osnabrück entworfen. Das sogenannte „Emblem“ bestand aus dem Schriftzug „Fachhochschule Osnabrück“ und einer Grafik, die die Buchstaben „F“, „H“ und „O“ ineinander vereint.

1993
Zum Wintersemester 1992/93 zierte ein neues, von einer Osnabrücker Agentur entworfenes, „Signet“ den Titel des Hochschul-Studienführers. Auch Briefbögen, Telefaxvorlagen und Diplom-Urkunden wurden angepasst. Die abstrakte Grafik des neuen Logos wurde oft für einen stilisierten Elektromotor gehalten. Dabei sollten die beiden Schenkel die Hauptgebäude an den Hochschulstandorten Westerberg und Haste symbolisieren und der Punkt in der Mitte für die jeweilige Fakultät stehen.

2010
2010 wurde der Schriftzug des Logos im Zuge der Umbenennung der Fachhochschule Osnabrück in Hochschule Osnabrück entsprechend angepasst.

2017
Mit dem Webseiten-Relaunch wurde 2017 auch das Logo von der Agentur Schumacher aus Darmstadt weiterentwickelt. Die beiden umschließenden Klammern des bisherigen Logos und der markante Cyan-Ton sind weiterhin die zentralen grafischen Elemente der Wort-Bild-Marke. „So entsteht visuell ein Raum, der einen Rahmen gibt, aber gleichzeitig Möglichkeiten eröffnet, um sich individuell entfalten zu können. Diese Symbolik spiegelt das Selbstverständnis der Hochschule wider“, erläutert das Grafikdesign-Duo Verena und Michael Schumacher. >>jl
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Konversion am Standort

350 Jahre Kasernengeschichte: Die heutige Friedensstadt Osnabrück war über Jahrhunderte eine Garnisonsstadt. Ihre wechselhafte Geschichte prägt auch den heutigen Campus Westerberg, eine lebhafte Mischung von Alt und Modern.

Die alten Kasernengebäude fügen sich heute harmonisch in den Campus Westerberg ein.
Die alten Kasernengebäude fügen sich heute harmonisch in den Campus Westerberg ein.
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Der Westfälische Friede, unterzeichnet in Münster und Osnabrück, ist ein besonderes Highlight in der Osnabrücker Stadtgeschichte. Das Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648 ist ein Meilenstein für die heutige Friedensstadt – aber auch der Grund dafür, dass Osnabrück über drei Jahrhunderte eine Garnisonsstadt war. Denn mit dem Frieden von 1648 war es mit der Landsknechtschaft vorbei. Territorialfürste brauchten Heere, die im Kriegsfall sofort „Gewehr bei Fuß“ stehen mussten. Das galt auch für das kleine Fürstbistum Osnabrück: 1665 legte der Landesherr Ernst August I. drei Kompanien Soldaten in seine Residenzstadt. Im Siebenjährigen Krieg besetzten mal französische, mal britische und hannoversche Truppen die Stadt. Eine neue, entspanntere Phase begann erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts unter der hannoverschen Regierung. 1866, mit dem Zusammenbruch Hannovers, kam Osnabrück zu Preußen.

In der von 1900 bis 1903 erbauten Von-Stein-Kaserne zwischen der Artillerie- und der Barbarastraße wurden im Ersten Weltkrieg 500 gefangene Offiziere interniert. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt stark zerstört, alle Kasernenanlagen blieben aber weitgehend unbeschädigt. 1945 als Befreier von der nationalsozialistischen Diktatur nach Osnabrück gekommen, blieben britische Truppen hier bis 2009 und tauften die Von-Stein-Kaserne in „Woolwich Barracks“. Woolwich ist seit dem 17. Jahrhundert das Synonym für „Sprengstoff“ – der Bezug zur Artillerie lag nah. 1957 wurde der südliche Teil der Bauten zu großen Teilen an die neu aufgestellte Bundeswehr abgegeben, der Rest blieb bei der britischen Armee. Osnabrück war die größte britische Garnison außerhalb des Vereinigten Königreichs. Ein Buch, das die Stadt zu ihrer Konversionsgeschichte herausgegeben hat, trägt den vielsagenden Titel „Jeder zehnte Osnabrücker war ein Engländer“ .

Anfang der 1960er entstand in unmittelbarer Nähe des Kasernengeländes die Staatliche Ingenieurschule Osnabrück – die letzte Neugründung dieser Art in Deutschland und Keimzelle der heutigen Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI). Ein Vierteljahrhundert später gingen die ersten wilhelminischen Gebäude der Von-Stein-Kaserne, zwischenzeitlich von der Bundeswehr genutzt, in den Besitz der Fachhochschule Osnabrück über – eine dringend notwendige Erweiterung. Denn in den 1980ern und 1990ern war der Raummangel am Campus allgegenwärtig. 1990 wurde das Fachhochschul-Entwicklungsprogramm umgesetzt – neue Studiengänge und Schwerpunkte kamen hinzu, das Personal wurde erheblich ausgebaut. Trotz An- und Umbauten des ursprünglichen Gebäudekomplexes in der Albrechtstraße 30 war die Raumnot groß: „Selbst Abstellräume wurden zu Büros umfunktioniert, um jeden Quadratmeter konsequent auszunutzen“, schrieb die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) im Juni 1985. 1990 wurden Teile der Von-Stein-Kaserne angemietet und provisorisch hergerichtet, später wurden sie vom Land angekauft.

Die Weiterentwicklung der Hochschule schritt voran. 2008, mit der Umsetzung der ersten Stufe des Hochschulpakts 2020, stieg die Anzahl der Studienplätze. Die Fakultät IuI etablierte sechs neue und erweiterte bestehende Studiengänge – sie brauchten Platz. Mit dem geplanten Abzug der britischen Truppen rückte die Chance auf die Nutzung der Kasernenliegenschaften näher – und sie wurde beherzt genutzt. „Die britischen Soldaten waren noch nicht einmal abgezogen, da hoben die beiden Hochschulen bereits sichtbar den Finger“, schreibt der langjährige Lokaljournalist der NOZ Frank Henrichvark. Der damalige FH-Präsident Prof. Dr. Erhard Mielenhausen und sein Uni-Kollege Prof. Dr. Claus Rollinger sowie ihre Unterstützer Oberbürgermeister Boris Pistorius und Stadtbaurat Wolfgang Griesert hatten Erfolg: 2009 kaufte das Land das restliche Gelände der 55.000 Quadratmeter großen Von-Stein-Kaserne für den Ausbau der Hochschulen an. Insgesamt investierte das Land 70 Millionen Euro für neue Hochschulbauten.

Seitdem hat sich der Campus Westerberg stark gewandelt. Der Neu- und Umbau des Informatikgebäudes SI ist ein gelungenes Beispiel für die Symbiose von Alt und Modern. 2012 ist auf dem früheren Exerzierplatz die neue Mensa in Betrieb genommen worden. Daneben steht das neue „Markenzeichen“ des Standorts – das Hörsaal- und Seminargebäude SL. Etwas weiter ist die Bibliothek der beiden Hochschulen zu sehen. Die Barbarastraße, früher „ein besserer Feldweg zwischen dem stacheldraht-umsäumten Kasernenareal einerseits und den Hochschulbauten der ersten Phase von FH und Universität andererseits“ (Henrichvark), ist heute Mittelpunkt eines attraktiven Campus mit besonderem Charme. >> lw
Die alten Kasernengebäude fügen sich heute harmonisch in den Campus Westerberg ein.
Die alten Kasernengebäude fügen sich heute harmonisch in den Campus Westerberg ein.
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Die Geschichte der Fakultät IuI

Die Geschichte der Fakultät reicht 66 Jahre zurück. Das technische Studium „Made in Osnabrück“, einst forciert auf Initiative lokaler Vereine, Politik und Wirtschaft, genießt heute einen guten Ruf über die Grenzen der Region hinaus.

Ein Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung über Studentinnen in technischen Fachbereichen.
Ein Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung über Studentinnen in technischen Fachbereichen.
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Die Gründungsgeschichte der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik (IuI) beginnt vor 66 Jahren: Bereits 1956 regte der örtliche Verein Deutscher Ingenieure (VDI) an, in Osnabrück eine Staatliche Ingenieurschule einzurichten. Die Initiative fand viele Unterstützer: die Stadt Osnabrück, den Deutschen Gewerkschaftsbund, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, die Arbeitsgemeinschaft technisch-wissenschaftlicher Vereine und den Verein Deutscher Eisenhüttenleute. Auch die regionale Wirtschaft setzte sich stark dafür ein. 1962 konnte die Ingenieurausbildung in Osnabrück starten. Auf dem 4,5 Hektar großen Westerberg-Campus, unentgeltlich übereignet von der Stadt und dem Land, begannen die ersten 600 Ingenieurstudenten ihre Ausbildung.

1971 fusionierte die Einrichtung am Westerberg mit der Ingenieurakademie in Haste und dem neugegründeten Fachbereich Wirtschaft zu einer Fachhochschule. Schon damals prägte die Praxisnähe mit Laborarbeit, Exkursionen und Abschlussarbeiten in Unternehmen das Studium.

Zehn Jahre später studierten über 1.000 angehende Ingenieure in den drei Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Werkstofftechnik. Betreut wurden sie von 60 Dozenten, die 1980 den Professorenstatus erhielten.

Frauen waren zunächst eine Ausnahme in den technischen Studiengängen. So beklagte der AStA schon vor fünf Jahrzehnten in seinem „Zirkular“, dass man am Campus Westerberg „keinen Studenten weiblichen Geschlechts“ antreffen könne und stellte fest, „dass Frauen zu weit mehr im Stande sind, als hinter Kochtöpfen zu stehen und Kinder zu erziehen“. Blättert man in alten Zeitungen und Hochschulpublikationen, stellt man schnell fest, wie modern in den technischen Fachbereichen schon damals gedacht und gearbeitet wurde. „Forschung und Lehre für die Praxis“, „per Video ins Klassenzimmer“, „mit Multimedia ins 21. Jahrhundert“ oder „umweltfreundliche Kraftwerke und Autos“ sind keine leeren Worte, sondern waren schon vor Jahrzehnten Anspruch an die eigene Lehre und Forschung. Und 1977 hat dann Monika Plümer als erste Frau ein technisches Studium an der FH Osnabrück erfolgreich abgeschlossen. Mittlerweile sind 17 Prozent der IuI-Studierenden weiblich. Das Thema „Frauen im technischen Studium“ steht weiterhin auf der Agenda der Fakultät.

„FH platzt aus allen Nähten“

Zurück zur Chronik: In den 1980er-Jahren konstatierte die Neue Osnabrücker Zeitung: „FH platzt aus allen Nähten“. 2.600 Studierende mussten am Westerberg mit Gebäuden auskommen, die ursprünglich für 650 geplant waren. Technische Fachbereiche sollten mit 1.700 Quadratmeter großen Anbauten aufgestockt werden – umgesetzt wurden die Pläne etwa zehn Jahre später. In die 1980er fiel die Einführung des Informatikstudiums, des ersten dualen Studienangebots (im Maschinenbau) und auch der europäischen Programme in Elektrotechnik, Informatik und dem Maschinenbau mit einem integrierten Auslandsjahr. Der niedersachsenweit erste Forschungsschwerpunkt an einer FH wurde in Osnabrück etabliert: Automatisierungssysteme.

In den 1990er-Jahren kamen neue Labore hinzu, etwa für Automatisierungs-, Energie-, Fahrzeug- und Verfahrenstechnik sowie Materialfluss. Der Studiengang „Verfahrenstechnik“ nahm erste Studierende auf. 1996 wurde am Campus Westerberg der erste Doktorand in einer kooperativen Promotion der Fachhochschule Osnabrück betreut.

In den 2000er-Jahren folgten Neuerungen dann „Schlag auf Schlag“: Überführung der Hochschule in eine Stiftung öffentlichen Rechts, neue Organisationsstruktur und Gründung der vier Fakultäten. Dekan der Fakultät IuI und Vizepräsident für Forschung und Transfer wurde Prof. Dr. Peter Seifert. In diesen beiden Ämtern, die er ein Jahrzehnt lang ausübte, hat er die Entwicklung der Fakultät und der gesamten Hochschule maßgeblich geprägt. Zum Wintersemester 2006/07 stellte die Fakultät IuI ihre Diplom-Studiengänge auf Bachelor und Master um. Das Studienangebot erweiterte sich in diesem Jahrzehnt um die Kunststofftechnik, weitere duale Programme sowie die bis heute deutschlandweit einmaligen Studiengänge Dentaltechnologie sowie „Aircraft and Flight Engineering“. Der Anstieg an Studierenden- und Beschäftigtenzahlen machte weitere Um- und Neubaumaßnahmen notwendig. In den 2010er-Jahren wurden zwei technische Design-Studiengänge, vier Studiengänge der beruflichen Bildung und der berufsbegleitende Maschinenbau-Bachelor ins Portfolio der Fakultät aufgenommen. >> lw
Ein Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung über Studentinnen in technischen Fachbereichen.
Ein Artikel der Neuen Osnabrücker Zeitung über Studentinnen in technischen Fachbereichen.
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Zeitzeugeninterview

Prof. Karl-Heinz Werner war von 1965 bis 1992 an der Hochschule tätig. Der Professor für Technische Mechanik und Maschinenelemente, ehemalige Dekan des Fachbereichs Maschinenbau und Prorektor der FH Osnabrück ist immer noch gern zu Besuch am Campus.

Der 91-jährige erinnert sich gerne an das kolligiale Miteinander und die gemeinsamen Feiern zurück, wie hier beim alljährilichen Ritterfest.
Der 91-jährige erinnert sich gerne an das kolligiale Miteinander und die gemeinsamen Feiern zurück, wie hier beim alljährilichen Ritterfest.
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Herr Prof. Werner, wie kamen Sie zum Entschluss, Maschinenbaudozent zu werden?
Die Kombination von Theorie und Praxis, die schon immer das Wesen der Ingenieurbildung ausmachte, fand ich sehr verlockend. Nach meinem Abitur absolvierte ich erst eine Lehre als Maschinenschlosser – als Flüchtling aus Schlesien konnte ich mir zunächst kein Studium leisten. Von 1953 bis 1959 studierte ich an der Technischen Hochschule Hannover und war nach meinem Abschluss fünf Jahre als Entwicklungsingenieur bei Siemens tätig. Dort übernahm ich auch Lehraufträge und hatte große Freude daran. 1965 fing ich als „Baurat zur Anstellung“ an der Staatlichen Ingenieurschule Osnabrück an – es war eine Art zweijähriges Referendariat. Ich war Maschinenbau-Dozent Nummer 12. Damalige Schüler nannten sich Studenten, wir waren Lehrer – den Professorenstatus erhielten wir erst 1973.

Wie gestaltete sich Ihr Arbeitsalltag?
Als ich anfing, war gerade der erste Neubau, AA, fertiggeworden. Wir zogen ein und machten den Westerberg zu einem Campus. Mein Büro teilte ich die ganze Zeit über mit einem Kollegen. Ich galt schon immer als „der, der mit dem Fahrrad kommt“. [Das gilt heute noch: Zu unserem Fotoshooting am Gipfel des Westerbergs kam Prof. Werner mit dem Rad und kommentierte: „Ich brauche kein E-Bike, ich brauche tägliches Training.“] Anfangs, in der Ingenieurschule, belief sich unsere Lehrverpflichtung auf 25 Semesterwochenstunden (SWS). Später, zu Fachhochschul-Zeiten, waren es offiziell 18, aber wir waren chronisch unterbesetzt und leisteten während der gesamten Dienstzeit Überstunden, ungefähr vier SWS pro Woche. Alle damaligen 25 Schüler pro Kohorte hatten in der Klasse feste Plätze, man konnte sie also direkt ansprechen. Kurz nach meinem Start bekamen wir die Aufgabe und die Freiheit, unsere Labore auszustatten. Ich wurde Laborleiter für Mechanik und Messtechnik. Vorrichtungen und Versuchsstände wurden teils selbst konstruiert, Übungen dienten zur Veranschaulichung der Theorie. Praktika waren für mich sehr wichtig. [Noch heute sind einige Versuche, die Prof. Werner entwickelt hat, im Einsatz in seinem ehemaligen Labor.] Der Laboringenieur Heinrich Wöhrmann stattete das Labor in den 1980ern mit Computern aus. Im Büro hatte ich hingegen bis zu meinem Ruhestand keinen Arbeitsrechner.

Wie war das kollegiale Miteinander?
Sehr gut! Ich erinnere mich gern an unsere gemeinsamen Feiern, die von den Angestellten aller technischen Fachbereiche organisiert wurden. Jedes Jahr in der Vorkarnevalszeit wurde ein Professor zum „Ritter wider den Kölschen Kaviar“ geschlagen: Es gab launige Laudationen und Ritterurkunden, Wurstelbrot mit Apfelmus und Bier. Auch ich bin mal zum Ritter geschlagen worden und durfte im Jahr darauf eine Laudatio auf meinen „Nachfolger“ halten. Daneben gab es auch Grünkohlessen und Fachbereichsausflüge. Diese Veranstaltungen trugen stark zu einem guten Betriebsklima bei. Und natürlich gab es gemeinsame Forschungsprojekte, viel Einsatz in der Selbstverwaltung und fachliche Diskussionen, auch in der Mensa.

Stichwort Selbstverwaltung: Worauf sind Sie als ehemaliger Maschinenbau-Dekan und Prorektor besonders stolz?
Es kam zunächst auf eine gute Personalpolitik an. Während meiner zweijährigen Zeit als Dekan habe ich Kollegen eingestellt, die eine große Bereicherung für die Hochschule darstellten. Mein Ziel war immer, angestellte und beamtete Kollegen so zu führen, dass sie zufrieden waren. Wichtig fand ich auch einen guten Draht zu unseren Ehemaligen und etablierte dafür die Kontaktstudientage. Natürlich wurde viel Wert auf die Zusammenarbeit mit der Industrie gelegt. Aber auch die Kooperation mit ausländischen Hochschulen lag uns sehr am Herzen. Als Vorreiter in der Internationalisierung hatten wir in den 1980ern den bundesweit ersten europäischen Maschinenbau-Studiengang eingeführt; ich denke heute noch gern an die Abschlussfeier in Coventry zurück. In meiner Amtszeit als Prorektor wurde die Computerisierung der Hochschule vorangetrieben. Auch den Studienführer haben wir modernisiert – in einer Zeit ohne Internet eine wichtige Aufgabe. Als ich mit 62 in den Ruhestand ging, wurde ich zum VDI-Vorsitzenden des Bezirksvereins Osnabrück-Emsland gekürt. Dort habe ich zusammen mit anderen Kollegen die Auszeichnung der besten Abschlussarbeiten von Ingenieurinnen und Ingenieuren eingeführt – eine Tradition, die heute noch Bestand hat.

Wie bewerten Sie die Entwicklung der Hochschule Osnabrück? Was wünschen Sie ihr für die Zukunft?
Zu Beginn meiner Laufbahn an der Ingenieurschule war alles vorgeschrieben. Im Laufe der Jahre kamen Freiheit und Selbstverantwortung dazu. Die Arbeit wurde anstrengender, aber auch erfüllender. Ich blicke gern zurück und stehe noch im Kontakt mit vielen ehemaligen Fachkollegen und auch heutigen IuI-Lehrenden. Ob Neujahrsempfang und Akademische Feier der Fakultät IuI, die Pensionärs-Weihnachtsfeier des Präsidiums oder das hervorragende WIR-Magazin: Die Hochschule hält uns Ehemalige stets auf dem Laufenden über ihre aktuelle Lage. Auch Darstellungen der Musik- und Theaterstudierenden finden meine Frau und ich fantastisch. Ich kann nur voller Bewunderung staunen, wie sie sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. Ich wünsche der Hochschule Osnabrück, dass sie auch in Zukunft offen für Neues bleibt und weiterhin gut zusammenhält. >>lw
Der 91-jährige erinnert sich gerne an das kolligiale Miteinander und die gemeinsamen Feiern zurück, wie hier beim alljährilichen Ritterfest.
Der 91-jährige erinnert sich gerne an das kolligiale Miteinander und die gemeinsamen Feiern zurück, wie hier beim alljährilichen Ritterfest.
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Entwicklung der Fakultät

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Eine besondere Geschichte

Von der „Sensorgestützten Querhacke“ in den 1990er-Jahren zum „Cognitive Weeding“ 2022: Die Forschungsaktivitäten der Hochschule im Bereich der Agrartechnologien sind vielfältig, vernetzt und visionär.

So sah die sensorgesteuerte Querhacke aus. Bemerkenswert: Viele der damals im Projekt Beteiligten sind noch heute an der Hochschule Osnabrück tätig.
So sah die sensorgesteuerte Querhacke aus. Bemerkenswert: Viele der damals im Projekt Beteiligten sind noch heute an der Hochschule Osnabrück tätig.
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Visionäre Tüfteleien in alten Garagen und auf Feldern der Region, eindrucksvolle Auftritte auf der Agritechnica, der Weltleitmesse der Landtechnik, und Feldroboter-Schwärme auf Äckern der Region: Der Weg der Hochschule Osnabrück hin zu einer Forschungsinstitution, die prägend ist für die digitale Transformation in der Landwirtschaft national und international, bietet Stoff für ein dickes Buch. Hier folgt die Kurzversion, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit beispielhaften Meilensteinen.

Den Anfang der Erfolgsgeschichte genau zu benennen, ist schwierig. Es spricht aber viel dafür, ihn 1995 im Projekt „Sensorgesteuerte Querhacke“ zu verorten. Das Forschungsteam entwickelte damals ein mechanisches Gerät, das in einer Reihenkultur (im Projekt waren es Maispflanzen) Unkräuter „heraushackte“. Die Hackmaschine arbeitete sensorgesteuert, war also in der Lage, durch Sensoren und Sensorsysteme zwischen Nutzpflanzen und Unkräutern zu unterscheiden. Details gibt es auf der Website der Hochschule.

Die Querhacke ist in vielerlei Hinsicht grundlegend. Das Projekt hatte das Ziel, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Herbiziden zu reduzieren. Der Leitgedanke, mit modernster Technik eine ressourcen- und umweltschonende Landwirtschaft zu gestalten, durchzieht zahlreiche Forschungsaktivitäten an der Hochschule bis heute.

Grundlegend ist auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Ich habe damals im Vorlesungsverzeichnis geschaut, wer von der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik bei der Querhacke, deren Idee von außen kam, helfen könnte“, erinnert sich Prof. Dr. Dieter Trautz. Der Professor für Agrarökologie und umweltschonende Landbewirtschaftung an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur sprach darüber auch mit dem Vizepräsidenten Prof. Dr. Jürgen Naescher (Professur für Konstruktion und Maschinenelemente). So kam Prof. Dr. Arno Ruckelshausen ins Spiel, Fachmann für bildgebende Sensorik.

Alleinstellungsmerkmale: die Verzahnung  mit der Praxis und das Kompetenzzentrum COALA  

Die hier initiierte Zusammenarbeit der Bereiche Agrarwissenschaften, Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik bildet bis heute die Basis des Erfolges, der von sehr vielen Personen an der Hochschule getragen wurde und wird. Dass die Beteiligten dabei auch aus der Not eine Tugend gemacht haben, verhehlen Trautz und Ruckelshausen nicht. „Die Ressourcen für die Forschung an Fachhochschulen sind knapp“, sagt Trautz. „Um erfolgreich zu sein, ist es unerlässlich, gemeinsam zu agieren.“ Das 2007 ins Leben gerufene Kompetenzzentrum COALA (Competence Of Applied Agricultural Engineering) war die logische Konsequenz.

Und noch etwas Grundlegendes brachte die Querhacke mit sich: das von Beginn an enge Zusammenspiel mit der Praxis. „Wir haben die Amazonen-Werke mit ins Boot geholt“, sagt Trautz. Und schiebt mit einem Lächeln selbstkritisch nach: „Die waren erst zurückhaltend, weil ich in Latzhosen aufgetreten bin.“ Trotzdem wurde das international tätige Landtechnik-Unternehmen schnell Projektpartner. Dazu kam die Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die das große Potenzial erkannte. „Ich habe damals erst realisiert, wie viele Agrartechnik-Unternehmen hier in der Region ihre Heimat haben“, sagt Ruckelshausen. 2009, etwa 15 Jahre später, ist er Gründungsmitglied des Competence Center ISOBUS, in dem die Wettbewerber Grimme, Krone, Kuhn, Lemken und Rauch ihre Idee einer herstellerübergreifenden Zusammenarbeit in die Tat umsetzten. Die Liste der Mitglieder ist lang.

Ebenfalls lang ist die Liste der Forschungsprojekte, in denen die Wissenschaftler*innen der Hochschule über Jahrzehnte im Bereich der Agrarsysteme und -technologien arbeiten. Eine Entwicklung allerdings ragt – auch im Blick auf das mediale Echo – heraus: der autonome Feldroboter BoniRob. BoniRob steht für „Bonitur-Roboter“. Eine Bonitur ist die professionelle, fachbezogene Einschätzung und Beurteilung von Objekten in der Landwirtschaft, im Falle von Pflanzen die Erhebung pflanzlicher Merkmale. „Für dieses Projekt konnten wir die Unternehmen Amazone und Bosch zusammenbringen“, erinnert sich Ruckelshausen. Gemeinsam entwickelte das Forschungsteam einen Roboter, der sich selbstständig durch Pflanzenreihen bewegt und dank unterschiedlicher Sensoren einzelne Pflanzen identifizieren, vermessen oder deren Versorgungs- und Gesundheitsstand überprüfen kann. Der BonRob wird seither in vielen Projekten als Forschungsplattform eingesetzt, wobei jeweils anwendungsspezifische Module („Apps“) für landwirtschaftliche Prozesse integriert werden. Auch die Kooperation von BoniRobs im Feld wurde demonstriert, die ersten praktischen Ansätze von Feldroboterschwärmen.“

Auf der Weltleitmesse der Landtechnik hinterlässt die Hochschule Osnabrück wachsenden Eindruck

Und wieder führen das fachübergreifende Arbeiten und das Zusammenspiel mit der Praxis zum Erfolg. „Das war ein toller Spirit. Ich erinnere mich, wie wir mit Leuten von Bosch in den alten Garagen am Campus Westerberg gearbeitet haben oder bei Amazone, unter anderem mit Dr. Florian Rahe, in der Halle“, sagt Ruckelshausen. „Wir waren auch mehrmals in Stuttgart bei Bosch.“ 2012 wurden die Amazonen-Werke von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet, der Feldroboter im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ prämiert. 2015 informierte sich die damalige Kanzlerin Dr. Angela Merkel bei der Eröffnung des neuen Bosch-Forschungscampus in Renningen bei Stuttgart über den BoniRob, der im selben Jahr in Wien den „2015 euRobotics Technology Transfer Award“ und den „Deutschen Innovationspreis Gartenbau 2015“ erhalten hatte.

Die Weiterentwicklung des Feldroboters trieb seinerzeit das unternehmenseigene Start-up Deepfield Robotics voran, geleitet von Prof. Dr. Amos Albert. Auch das ist beispielhaft: Aus den Forschungsarbeiten an und mit der Hochschule gingen immer wieder Start-ups hervor, in Osnabrück etwa die iotec GmbH, Spezialist für individuelle Sensorlösungen. 2022 baut das Unternehmen den neuen Firmensitz im Wissenschaftspark Osnabrück.

Welchen Stellenwert die Forschung an der Hochschule mittlerweile besitzt, zeigt sich auch im Blick auf die Agritechnica, der Weltleitmesse in der Landtechnik. „Ich habe mich da früher manchmal wie ein Hofnarr gefühlt“, sagt Ruckelshausen. Das liegt weit zurück. „Am Stand Niedersachsens hatte die Hochschule 2019 sechs Forschungsprojekte“, sagt Trautz. Die Bandbreite der Themen ist groß, der Innovationsgrad hoch. 2017 hielt Ruckelshausen während der Eröffnungspressekonferenz der veranstaltenden Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft einen Vortrag über den Einsatz von Feldrobotik im Pflanzenbau. Und an zahlreichen Innovationen, die bei der Agritechnica ausgezeichnet wurden, waren Forschende der Hochschule Osnabrück beteiligt.

Mitte 2019 gründet sich dann der Verein Agrotech Valley Forum. Die regionale Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bündeln ihre Kräfte. Gemeinsam machen sie national und international noch stärker sichtbar, wie prägend der Nordwesten Deutschlands in der globalen Weiterentwicklung der Agrarsystemtechnik ist. Mit dem Begriff „Agrotech Valley“ wurde eine echte Marke geschaffen. Mittendrin: die Hochschule. Im Lenkungsausschuss vom Agrotech Valley engagieren sich – Stand Februar 2022 – sieben Professoren. Die 2019 und 2021 gestarteten Projekte Experimentierfeld Agro-Nordwest und Agri-Gaia sind richtungweisend und eng verbunden mit der Vernetzungskraft des Vereins. „Auf den Experimentierfeldern fahren schon die Roboterschwärme“, sagt Ruckelshausen.

2021 schließlich startet unter Federführung von Trautz das Projekt „Cognitive Weeding - Selektives Unkraut- und Beikrautmanagement mit Hilfe künstlicher Intelligenz“. Es geht darum, die pflanzliche Biodiversität zu erhöhen und im Blick auf landwirtschaftlich genutzte Flächen Lebensräume beziehungsweise Nahrungsquellen für Insekten zu schaffen oder zu erhalten. „Wie viele Nichtkulturpflanzen können wir uns erlauben?“, erklärt Trautz. Das Forschungsteam unterscheidet zwischen Unkraut, das entfernt werden muss, und Beikraut, das für Kulturpflanzen unkritisch ist. Dafür werden unter anderem drohnen- und bodengestützte Sensorsysteme zur Pflanzenerkennung getestet, weiterentwickelt und validiert. Gewonnene Daten werden in ein KI-Entscheidungssystem integriert. Zudem sollen Verfahren für die kleinräumige Bekämpfung von Unkraut – chemisch oder mechanisch – weiterentwickelt werden. Die sensorgesteuerte Querhacke von 1995 – sie ist längst Geschichte. „Cognitive Weeding“ zeigt, wie grundlegend sie für eine Erfolgsgeschichte war, in der noch viele Kapitel geschrieben werden. >> hs
So sah die sensorgesteuerte Querhacke aus. Bemerkenswert: Viele der damals im Projekt Beteiligten sind noch heute an der Hochschule Osnabrück tätig.
So sah die sensorgesteuerte Querhacke aus. Bemerkenswert: Viele der damals im Projekt Beteiligten sind noch heute an der Hochschule Osnabrück tätig.
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Absolvent*innen-Interview

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„Wir gratulieren herzlich und sind stolz darauf, dass ZF die Hochschule Osnabrück bereits einen guten Teil ihres 50-jährigen Bestehens begleitet. Es ist eine Partnerschaft auf vielen Ebenen, die uns eng verbindet. Ein persönliches Highlight ist für mich das Niedersachsen-Technikum. Über dieses Programm haben zahlreiche junge Frauen Interesse an technischen Berufen gefunden. Hier zeigt sich, dass unsere Partnerschaft beiden Seiten einen echten Mehrwert bietet. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!“
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Die Geschichte vom Michelhof

Die Heimat der Fakultät ist der Osnabrücker Stadtteil Haste. 1948 erwarb die Stadt dort den Michelhof für eine gartenbauliche Ausbildungsstätte. Sie wurde zu einem prägenden Ort für die Anfänge der Hochschule Osnabrück.

Der Michelhof war das erste Gebäude auf dem heutigen Hochschulgelände am Campus Haste und der Grundstein der Fakultät.
Der Michelhof war das erste Gebäude auf dem heutigen Hochschulgelände am Campus Haste und der Grundstein der Fakultät.
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In unmittelbarer Nähe zu den Versuchsflächen und umgeben von einigen 1960er-Jahre-Bauten steht am nördlichen Rand des Campus Haste eine alte Hofmauer. Auf den ersten Blick wirkt sie unscheinbar, ist aber Zeugnis einer langen Historie. Denn sie gehört zum „Michelhof“, der auch als die Keimzelle der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur bezeichnet wird. „Der Name geht zurück auf den ersten Besitzer des Hofes, der erstmals 1240 urkundlich erwähnt wurde. Für die Entwicklung der Hochschule ist der Gebäudekomplex historisch bedeutsam, weil der Michelhof das erste Gebäude auf dem heutigen Hochschulgelände war und Grundstein für die Zukunft der Fakultät“, erläutert Kathrin Kiehl, Professorin für Vegetationsökologie und Botanik. Sie hat sich intensiv mit der Geschichte des Campus beschäftigt. Die Hofeichen, die heute noch am Michelhof stehen, haben ebenfalls eine eindrucksvoll lange Geschichte. Die Bäume wurden früher als Windschutz und auch als Bauholz für den Hof genutzt, ihre Früchte dienten im Herbst zur Schweinemast.

Michelhof ist ein Grund für Osnabrück als Studienort

Als sich das Land Niedersachsen nach dem Zweiten Weltkrieg entschloss, in Osnabrück eine gartenbauliche Ausbildungsstätte zu gründen, suchte die Stadt nach möglichen Flächen und kaufte 1948 den Michelhof. Damit endete eine Ära: „700 Jahre hatten verschiedene Familien auf dieser Fläche Landwirtschaft betrieben und die Böden durch die regionaltypische Plaggenwirtschaft deutlich verbessert. Der Bodentyp Plaggenesch ist dadurch entstanden, dass in der Netter Heide Plaggen (Anm. d. Red.: Oberboden mit darauf befindlicher Vegetation und Streuauflage) gestochen, in die Ställe des Michelhofs eingebracht und dann vermischt mit Tierdung auf den Ackerflächen ausgebracht wurden“, erklärt Kiehl. Ein Lackabzug des Plaggeneschs hängt im Foyer des Gebäudes HP auf dem Campus.

Im Zuge der Gründung der Höheren Gartenbauschule 1949 begannen weitreichende Baumaßnahmen auf der Hofstelle des Michelhofs: Die Scheune wurde erneuert und der daran angeschlossene Viehstall zu einer Geräte- und Arbeitshalle, die noch heute als Betriebswerkstatt dient. Außerdem entstanden eine Lehr- und Versuchsgärtnerei, ein Kleintier- und Geflügelhof sowie eine Imkerei. Zwischen 1951 und 1955 wurden die heute denkmalgeschützten Gebäude HC, HD und HE auf den angrenzenden ehemaligen Grünlandflächen errichtet. In den 2010er-Jahren modernisiert, werden sie noch heute von der Verwaltung, Lehrenden und Studierenden genutzt. 1960 wurde das alte Haupthaus des Michelhofs abgerissen und durch einen Neubau mit Räumen zur Obst- und Gemüseverwertung ersetzt. Unter Einbeziehung des alten Baumbestands wurde ein schöner Park angelegt, in dem schon Generationen von Studierenden Pflanzenarten und Gestaltungsmöglichkeiten von Freiräumen kennengelernt haben.

Für Michel endet die Geschichte glücklos, für die Hochschule wird sie zu einem Glücksfall

Dass der Michelhof Studierenden und vielen Mitgliedern der Fakultät weiterhin ein Begriff ist, ist sicherlich auch damit zu erklären, dass sich viele Legenden um den einstigen Besitzer ranken. „Man weiß, dass der Hof 1884 so verschuldet war, dass er an einen anderen Pächter übergeben wurde. Angeblich hat Michel danach noch versucht, als Müller tätig zu sein, blieb allerdings ohne Fortune“, berichtet Jörn Holtmann, Gärtnermeister im Lehr- und Versuchsbetrieb Landschaftsarchitektur.

Während Michels Geschichte also glücklos endete, entwickelte sich der Hof im Besitz der Hochschule zu einem Ort für Lehre und Forschung. Die Anzahl der Studierenden und die Anforderungen an das Studium stiegen, entsprechend wurde die Infrastruktur angepasst. Inzwischen hat der Michelhof ausgedient, und weitere Neu- und Umbauten sind notwendig. Die alte Hofmauer, die Scheune und die Eichen aber sollen bleiben. Die Erinnerungen an die Geschichte des Campus sollen nicht verblassen. >> rm




Der Michelhof war das erste Gebäude auf dem heutigen Hochschulgelände am Campus Haste und der Grundstein der Fakultät.
Der Michelhof war das erste Gebäude auf dem heutigen Hochschulgelände am Campus Haste und der Grundstein der Fakultät.
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Geschichte der Fakultät

Wie die Höhere Gartenbau- und die Höhere Landbauschule zur Hochschulfakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur wurden. Der Standort im Osnabrücker Norden hat eine wechselvolle Historie – aber das grüne Umfeld ist von Beginn an prägend.

Mit dem Einzug der Hochschule 2012 wurde das historische Gebäude „Schmied im Hone“ von einem ehemaligen Ausflugslokal zu einem modernen Lehr- und Forschungsort.
Mit dem Einzug der Hochschule 2012 wurde das historische Gebäude „Schmied im Hone“ von einem ehemaligen Ausflugslokal zu einem modernen Lehr- und Forschungsort.
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Eine grüne Umgebung und einen grünen Bezug hatte sie schon immer. Nur der Name der heutigen Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur war bei der Überführung in die Fachhochschule 1971 noch ein anderer. Mit den Fachbereichen „Gartenbau“, „Landbau“ und „Landespflege“ waren drei der insgesamt sieben Fachbereiche der neu gegründeten Fachhochschule in Haste verortet. Das Prinzip: Alle „grünen“ Studiengänge wurden am Campus Haste gebündelt.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Standort bereits eine längere Vorgeschichte, die 1971 mit der Fusion zweier Ausbildungsstätten endete: Die Höhere Gartenbauschule (gegründet 1949) und spätere Ingenieurschule und Versuchsanstalt für Gartenbau in Trägerschaft der Stadt Osnabrück und die Höhere Landbauschule (gegründet 1936, später Ingenieurschule für Landbau) in Trägerschaft der Landwirtschaftskammer Weser-Ems waren nun vereint.

Unsichere Standort-Zukunft führt zum Baustau

Die Studierendenanzahl und die Ausbildungsanforderungen stiegen mit der Gründung der Fachhochschule in allen drei Fachbereichen stark an. Die Infrastruktur war diesen Veränderungen noch nicht gewachsen. Das sollte sich vorerst auch nicht ändern. Die dringend benötigten Baumaßnahmen wurden bis ins Jahr 1975 blockiert, weil die niedersächsische Landesregierung in Erwägung zog, die drei grünen Studiengänge Osnabrücks an die Universität Göttingen zu verlagern. Die vorhandenen Räume reichten deshalb für die hohe Zahl an Studierenden nicht aus.

Nachdem die Zukunft des Standorts gesichert war, wurde in den 1980er-Jahren das Campusgelände in Haste deutlich erweitert: Zu den wichtigsten Neubauten zählen die Gewächshäuser, die 1983 eingeweiht wurden, das „Labor für Technik“ (1986, heute HM) sowie das Hörsaal- und Laborgebäude HP, das 1987 fertiggestellt wurde. „Nun wurde es möglich, eine praxisbetonte Lehre anzubieten, experimentelle Diplomarbeiten in größerem Umfang zu vergeben und auch diverse Vorhaben im Bereich der praxisnahen Forschung durchzuführen“, schrieb Prof. Dr. Leo Mayr, emeritierter Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz, 1999 in der Festschrift „50 Jahre Studium am Standort Haste“. Für den Fachbereich Landbau, der 1981 in Landwirtschaft umbenannt wurde, war der Erwerb des Versuchsbetriebs „Waldhof“ am Gruthügel in Lechtingen aus demselben Grund ein großer Gewinn für die Studierenden. Die Zahl experimenteller Diplomarbeiten erhöhte sich damit deutlich.

Erweiterung und Spezifizierung des Studienangebots

Während sich also die Infrastruktur Jahr für Jahr verbesserte, waren Forschung und Lehre schon vorher den gestiegenen Anforderungen angepasst worden. Mitte der 1990er-Jahre gab es zwei wesentliche Veränderungen, die für den heutigen Namen und auch die Ausrichtung der Fakultät entscheidend waren: Der Fachbereich Landespflege nannte sich ab 1995 Fachbereich Landschaftsarchitektur und reagierte damit auf die Weiterentwicklung und Neuausrichtung der damaligen Diplomstudiengänge „Landschaftsbau und Freiraumplanung“ (heute getrennt) sowie „Landschaftsentwicklung“. 1997 schlossen sich die Fachbereiche Gartenbau und Landwirtschaft zum Fachbereich Agrarwissenschaften zusammen, der neben den etablierten Diplomstudiengängen „Gartenbau“ und „Landwirtschaft“ auch den 1986 gegründeten Studiengang „Ökotrophologie“ und den Studiengang „Bodenwissenschaften“ umfasste. Ab 2006, mit der Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem, konnten Studierende aus insgesamt sieben Bachelorstudiengängen und vier Masterstudiengängen wählen. Ab Ende der 2000er-Jahre stieg die Studierendenzahl der Fakultät mit dem Hochschulpakt 2020 dann rasant an, von 1.576 Studierenden im Jahr 2007 auf 2.800 im Jahr 2020. „Bei gleichzeitig steigenden Forschungsaktivitäten mussten hier sowohl bezüglich der Räumlichkeiten als auch hinsichtlich der Neuausrichtung von Professuren zahlreiche Herausforderungen gemeistert werden“, berichtet Prof. Dr. Bernd Lehmann, Dekan der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur. Einerseits nahmen bestehende Bachelorstudiengänge mehr Studierende auf. Andererseits wurde das Themenspektrum durch neue Studiengänge wie „Baubetriebswirtschaft Dual“, „Wirtschaftsingenieur Lebensmittelproduktion“, „Wirtschaftsingenieur Agri-Hortibusiness“ (zusammengelegt zu „Wirtschaftsingenieur Agrar/Lebensmittel“) und „Bioverfahrenstechnik in Agrar- und Lebensmittelwirtschaft“ noch deutlich erweitert.

Die Geschichte der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur begann mit der Fusion zweier Fachbereiche. Der Standort hat sich inzwischen zu einer Fakultät entwickelt, in der zu gesellschaftlich wichtigen Themen gelehrt und geforscht wird – nicht nur, aber vor allem mit einem „grünen“ Bezug. >> rm
Mit dem Einzug der Hochschule 2012 wurde das historische Gebäude „Schmied im Hone“ von einem ehemaligen Ausflugslokal zu einem modernen Lehr- und Forschungsort.
Mit dem Einzug der Hochschule 2012 wurde das historische Gebäude „Schmied im Hone“ von einem ehemaligen Ausflugslokal zu einem modernen Lehr- und Forschungsort.
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Zeitzeugeninterview

Prof. Dr. Walther Menzinger war mehr als 30 Jahre an der Hochschule tätig. Neben seiner Tätigkeit als Professor war er Dekan im Fachbereich Gartenbau, mehrere Jahre Prorektor und zudem der erste Rektor der neu gegründeten Fachhochschule.

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Herr Menzinger, wie erinnern Sie sich an Ihre Anfangszeit in Osnabrück?
Ich kam 1968 als wissenschaftlicher Assistent von der Technischen Universität Hannover zum Vorgänger der Hochschule – damals der Ingenieurschule und Versuchsanstalt für Gartenbau in Trägerschaft der Stadt Osnabrück. Kurze Zeit später wurde sie zur Akademie und vom Land Niedersachsen übernommen. Da sie weiterhin dem Schulverwaltungsgesetz unterstand, blieb der Direktor. Das war für mich sehr befremdlich. Ein Häuptling, der alles bestimmte – das kannte ich aus dem Hochschulbereich nicht. Wir haben versucht, mitzugestalten, aber das war sehr schwierig.

Wie sah der Campus Haste zu diesem Zeitpunkt aus?
Es gab keine Gewächshäuser, keine Mensa, kein Laborgebäude und auch kein großes Hörsaalgebäude. Als die Fachhochschule dann gegründet wurde, lag also viel Arbeit vor uns und die haben wir mit Freude angepackt, weil jetzt ein Hochschulsystem basierend auf demokratischen Strukturen existierte. Da konnten wir versuchen, unsere Wünsche zu realisieren.

Wie war die technische Ausstattung?
Zu Zeiten der Akademie ähnelten die Räume Klassenzimmern, und Geräte gab es eigentlich nicht. Ich musste ein dutzend Mal zum Direktor laufen, um ein gutes Mikroskop zu bekommen. Das war nicht mit der Universität vergleichbar. Das Motiv, mich von Hannover nach Osnabrück
zu bewerben, war die Zukunftsperspektive. Etwas aufbauen zu können, nicht nur fachlich, sondern auch hochschulpolitisch.

Das haben Sie geschafft. Sie waren nicht nur Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz und haben als Baurat die Bauvorhaben am Campus Haste vorangebracht. Sie waren sogar der erste Rektor der gesamten Fachhochschule.
Zum Zeitpunkt der Wahl 1971 war ich Dekan des Gartenbaus und damit auch im Konzil vertreten. Das war die Vollversammlung der Fachhochschule. Hier wurde ich für den Posten des Rektors vorgeschlagen. Da ich aber keine Ambitionen hatte, habe ich die Kandidatur abgelehnt. Die ersten beiden Wahlgänge verliefen ergebnislos, weil die übrigen Kandidaten nicht genügend Stimmen erhielten. Dann wurde mit Hannover telefoniert, um einen weiteren Wahlgang zu genehmigen. Gleichzeitig wurde ich bearbeitet, meine Kandidatur zu überdenken. Ich habe Rücksprache mit dem Fachbereich Gartenbau gehalten und obwohl mir die Position als Rektor eigentlich noch eine Nummer zu groß erschien, habe ich aufgrund der Umstände kandidiert. Im dritten Wahlgang war ich der einzige Kandidat, die anderen waren verbrannt. Dann wurde ich tatsächlich gewählt.

Und danach?
Bin ich zum Gespräch in das Büro eines Kollegen am Westerberg gebeten worden. Es war aus meiner Sicht eine Anklage. Mir wurde vorgeworfen, dass ich dieses Szenario gemeinsam mit den Studenten in meinem Interesse geplant hätte, um die Wahl eines Kollegen vom Westerberg zu verhindern. Mir wurde erklärt: „So geht es nicht.“ Mir und dem gewählten Prorektor war klar, es gibt keine Basis für eine vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Kollegen am Westerberg. Ich habe eine Nacht darüber geschlafen und dann meinen Rücktritt erklärt. Wesentlich später habe ich erfahren, worin das eigentliche Problem meiner Kollegen bestand: Ich war kein Ingenieur, denn ich kam von dem biologischen Campus Haste und war außerdem zu jung. Ich konnte für die „echten“ Ingenieure am Westerberg also keine Leitfigur sein.

Abschließend: Wie bewerten Sie den Werdegang der Hochschule?
Man muss ja nur mal über den Campus gehen, dann sieht man, was da Stein gewordene Entwicklung ist. Die Hochschule Osnabrück hat aus meiner Sicht national und international ihren Stellenwert und ich habe keine Verbesserungsvorschläge. Es läuft in die richtige Richtung. >> rm/rg
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Entwicklung der Fakultät

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Die besondere Geschichte

Am Campus Haste werden zwei Fachbereiche zur Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur zusammengelegt. Was für Außenstehende nur wie eine Formalie wirkt, hat für Studierende sowie Lehrende unmittelbare Auswirkungen.

Landwirtschaft, Landschaftsarchitektur und Gartenbau: Das fachübergreifende Denken und Agieren zählt zu den wesentlichen Bausteinen für den Erfolg der Fakultät AuL.
Landwirtschaft, Landschaftsarchitektur und Gartenbau: Das fachübergreifende Denken und Agieren zählt zu den wesentlichen Bausteinen für den Erfolg der Fakultät AuL.
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Entscheidungen mit großer Tragweite sind häufig das Ergebnis eines längeren Prozesses. Das gilt auch für die Entstehung der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur (AuL). Seit Gründung der Fachhochschule 1971 waren die Fachbereiche „Gartenbau“, „Landbau“ und „Landespflege“ am Campus Haste beheimatet. Schon 1981 nannte sich der Fachbereich „Landbau“ in Landwirtschaft um, was aber keine nennenswerten Auswirkungen hatte. 1995 entschloss sich der Fachbereich „Landespflege“ dazu, sich in Landschaftsarchitektur umzubenennen – eine Reaktion auf die Weiterentwicklung und Neuausrichtung der damaligen Diplomstudiengänge „Landschaftsbau und Freiraumplanung“ (heute getrennt) sowie „Landschaftsentwicklung“.

Zur gleichen Zeit befanden sich die grünen Studiengänge in einer Krise, was sich vor allem in den zurückgehenden Studierendenzahlen im Studiengang „Gartenbau“ widerspiegelte. Die erste Konsequenz war, dass nur noch zum Wintersemester neue Studierende beginnen. Die nächste: 1997 erfolgte der Zusammenschluss der Fachbereiche „Gartenbau“ und „Landwirtschaft“ zum Fachbereich „Agrarwissenschaften“. Um dem neuen Studiengang Bodenwissenschaften gerecht zu werden, einigte man sich auf diesen Namen. Außerdem gehörte auch der Bereich Ökotrophologie nun zu den Agrarwissenschaften. „Positiv zu bewerten ist, dass wir in dieser Situation agiert haben. Wir hätten abwarten können, aber wir haben mit der Zusammenlegung eine Maßnahme getroffen, um die Studierenden wieder zu gewinnen“, sagt Prof. Dr. Werner Dierend, Professor für Obstbau und Obstverwertung. Gleichzeitig betont Dierend, dass die sinkenden Studierendenzahlen der Hauptgrund waren, Änderungen vorzunehmen. Um ein allmähliches Zusammenwachsen zum neuen vergrößerten Fachbereich zu gewährleisten, wurde ein „Kollegiales Dekanat“ eingeführt, das in den ersten drei Semestern von den Professoren Menzinger (Gartenbau) und Jongeling (Landwirtschaft) geleitet wurde. „Die Fusion zu dem neuen vergrößerten Fachbereich ermöglichte es, insbesondere in der Lehre bei naturwissenschaftlichen und ökonomischen Fachgebieten sowie auch in der Organisation Synergieeffekte zu nutzen“, verdeutlicht Prof. Dr. Cornelius Jongeling, Professor für Tierzucht und Tierhaltung im Ruhestand.

Zusammenlegung als Folge verschiedener Entwicklungen

Es gab zu dieser Zeit auch Mitarbeitende und Lehrende, die diese Zusammenlegung kritisch gesehen haben. Beispielsweise hatten sie die Befürchtung, dass ihre Belange nun nicht mehr gehört werden. Die letztliche Zusammenlegung der beiden Fachbereiche „Agrarwissenschaften“ und „Landschaftsarchitektur“ zur Fakultät AuL war das Ergebnis verschiedener Entwicklungen. Ein Grund war die effizientere Organisation. Viele Verwaltungsaufgaben konnten nun gebündelt werden, hierzu gehörte auch die Einrichtung eines gemeinsamen Dekanats. Letztlich konnten Ressourcen und dementsprechend auch Geld an anderer Stelle eingesetzt werden. Ein weiterer Vorteil war, dass schwankende Studierendenzahlen innerhalb der Fakultät gut ausgeglichen werden konnten. Damit war der Druck auf die einzelnen Studiengänge nicht mehr so hoch.

Ein wesentlicher Katalysator der Zusammenlegung war die Entscheidung, die Fachhochschule Osnabrück im Jahr 2003 in die Trägerschaft der Stiftung Fachhochschule Osnabrück zu überführen. Damit einher ging auch die Veränderung, dass zukünftig die Dekan*innen jeder Fakultät gleichzeitig Vizepräsident*innen der gesamten Hochschule waren. So konnten die Belange der einzelnen Fakultäten direkt im Präsidium vertreten werden.

Breite Lehr- und Forschungsmöglichkeiten

Für Studierende und Lehrende hatte die Zusammenlegung unmittelbare Auswirkungen, denn nun wurden beispielsweise in der Landschaftsarchitektur und in den Agrarwissenschaften gemeinsame Projekte in Lehre und Forschung vorangetrieben. Mit disziplinübergreifenden Lehrveranstaltungen wurden und werden auch heute noch die Studierenden breiter und vielfältiger ausgebildet.
Ein Beispiel für die gemeinsame Forschungsstärke ist der 2013 eingerichtete Binnenforschungsschwerpunkt „Urbane Agrikultur“. Elf Lehrende sowie vier wissenschaftliche Mitarbeitende brachten pflanzenbauliche, ingenieurwissenschaftliche, planerisch-gestalterische, ökonomische, ökologische, soziale und haushaltswissenschaftliche Perspektiven zusammen, um eine nachhaltige Entwicklung der Stadt zu fördern. „Mit der Zusammenlegung der Fachbereiche zu einer Fakultät haben wir damals wichtige Weichen gestellt, um die Attraktivität dieses Standorts hochzuhalten. Auf der geschaffenen Basis haben wir unter anderem unser Studienangebot weiter ausgebaut, sodass Studierende inzwischen entlang der gesamten grünen Wertschöpfungskette studieren können“, erklärt Dekan Bernd Lehmann, der von 2003 bis 2007 Dekan der Fakultät AuL war und dies seit 2011 wieder ist.

Die Geschichte wiederholt sich

Eine Besonderheit dieser gesamten geschichtlichen positiven, progressiven Fakultätsentwicklung liegt darin, dass auch schon Ende der 1960er-Jahre die Ingenieurschulen in Akademien umgewandelt wurden und damit staatliche Einrichtungen waren. Damals wurde die Gelegenheit genutzt, um die Studiengänge zur „Staatlichen Ingenieurakademie für Gartengestaltung, Garten- und Landbau“ zu vereinen. >>rm
Landwirtschaft, Landschaftsarchitektur und Gartenbau: Das fachübergreifende Denken und Agieren zählt zu den wesentlichen Bausteinen für den Erfolg der Fakultät AuL.
Landwirtschaft, Landschaftsarchitektur und Gartenbau: Das fachübergreifende Denken und Agieren zählt zu den wesentlichen Bausteinen für den Erfolg der Fakultät AuL.
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Absolventeninterview

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Übersicht

"Seit mehr als zwei Jahrzehnten schätzen wir die vielfältige Zusammenarbeit insbesondere mit der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur. Unser beider Anliegen ist es, gemeinsam vom Austausch zwischen unternehmerischer Praxis und Wissenschaft im Agribusiness zu profitieren. Ob durch Praktika, Abschlussarbeiten von Studierenden in unserem Hause, unsere Präsenz bei Karrieremessen, den fachlichen Austausch, gemeinsame Forschungsprojekte oder beim Einsatz modernster Landtechnik: Die AGRAVIS ist dankbar für diese Kooperationen. Wir freuen uns auf weitere spannende Projekte, um die digitale Transformation gemeinsam zu gestalten."
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Remarque und der Caprivi Campus

Der Leiter des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums in Osnabrück spricht über die Zeit des Osnabrücker Autors Erich Maria Remarque in der Caprivi-Kaserne, dem heutigen Caprivi-Campus.
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In der Caprivi-Kaserne erhielt der Osnabrücker Autor Erich Maria Remarque 1916 seine Grundausbildung, 1917 kämpfte er im Frontgebiet im 1. Weltkrieg. Das Erlebte bildete die Grundlage für seinen weltberühmten Roman „Im Westen nichts Neues“.

Erich Maria Remarque als Rekrut © Remarque-Collection, New York University
Erich Maria Remarque als Rekrut © Remarque-Collection, New York University
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„Auf diesem Kasernenhof wurden die jugendlichen Illusionen Remarques im Geschrei der Unteroffiziere radikal zerstört.“ Es ist ein sonniger Vormittag im Juni 2021. Ein leichter Wind weht über den Caprivi-Campus der Hochschule Osnabrück, auf dem PD Dr. habil. Thomas Schneider sitzt, der Leiter des Erich Maria Remarque-Friedenszentrums. Aktuell studieren dort mehr als 5.000 Menschen an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Sie legen hier die Basis für ihre Lebenswege. Für Erich Maria Remarque, den weltberühmten Schriftsteller aus Osnabrück, war genau dieser Ort vor 105 Jahren der Vorhof zur Hölle.

„Wir wurden zehn Wochen militärisch ausgebildet und in dieser Zeit entscheidender umgestaltet als in zehn Jahren Schulzeit. Wir lernten, daß ein geputzter Knopf wichtiger ist als vier Bände Schoppenhauer. Zuerst erstaunt, dann erbittert und schließlich gleichgültig erkannten wir, daß nicht der Geist ausschlaggebend zu sein schien, sondern die Wichsbürste, nicht der Gedanke, sondern das System, nicht die Freiheit, sondern der Drill.“ Diese Passage stammt aus dem Roman „Im Westen nichts Neues“ von Remarque. Er ist ein erschütterndes Zeugnis der Schrecken des 1. Weltkrieges, die der Autor selbst als Soldat 1916 und 1917 miterleben musste, davon etwa sechs Wochen im Frontgebiet in Frankreich und Belgien im Juni und Juli 1917.

Seine militärische Grundausbildung erhielt der 18-jährige Remarque ab November 1916 in der Caprivi-Kaserne. „Remarque stammte aus bescheidenen Verhältnissen, Bildung stand nicht im Vordergrund“, schildert Schneider. Aber Remarque war musisch sehr begabt. „Der Lyriker und Maler Fritz Hörstemeier förderte diese Talente und formte so die Erwartungshaltungen Remarques.“

All das zählte im preußischen Infanterieregiment 78 nichts mehr. Für Individualität gab es auf dem Kasernenhof keinen Raum. Remarque schreibt dem dumpfen Drill auch einen Sinn zu: „Wir wurden hart, misstrauisch, mitleidlos, rachsüchtig, roh - und das war gut“, schreibt er in „Im Westen nichts Neues“. Hätte man die Rekruten gleich in die Schützengräben geschickt, „wären wohl die meisten von uns verrückt geworden“.

Remarque wird im Juli 1917 durch Granatsplitter verwundet. Im August kommt er in ein Hospital in Duisburg, in dem er bis zum Oktober 1918 bleibt. Neben dem eigenen Erleben sind es wohl auch die unzähligen Schicksale, von denen Remarque im Lazarett erfährt, die die Grundlage für „Im Westen nichts Neues“ bilden. 1929 erscheint der Roman, „das berühmteste Buch gegen den Krieg“, schreibt Hubert Wetzel 2014 in der Süddeutschen Zeitung.

„Das Buch hatte einen überragenden Erfolg, weil es so anschlussfähig war. Jeder Kriegsteilnehmer konnte sich mit den dargestellten Situationen identifizieren“, sagt Schneider. Die antidemokratischen Kräfte in der Weimarer Republik, vor allem die erstarkenden Nationalsozialisten, realisieren schnell, dass der Roman ihre Position bedroht. Mit aller Kraft arbeiten sie daran, den Text und die Verfilmung unglaubwürdig zu machen und zu verbieten. Denn der Krieg sollte weiter als Mittel politischen Handelns dargestellt werden, der eine Revision der Ergebnisse des 1. Weltkrieges möglich machen würde. „,Im Westen nichts Neues‘ wurde kulturell und vor allem politisch zu dem Zankapfel der späten Weimarer Republik“, erklärt Schneider. „Und Remarque wurde an die Spitze der Schwarzen Liste der Nationalsozialisten katapultiert.“

1932 geht er ins Exil. Er schreibt gegen die monströsen Verbrechen des Nationalsozialismus und nach dem 2. Weltkrieg gegen den verantwortungslosen Umgang Deutschlands mit dem Geschehenen an. „Im Nachkriegsdeutschland wird er deshalb als Nestbeschmutzer wahrgenommen“, sagt Schneider. „Osnabrück bildete da keine Ausnahme.“ Dass Remarque 1964 die Justus-Möser-Medaille der Stadt für „Verdienste um Frieden, Freiheit und Menschenwürde durch seine Werke“ erhielt, verdeutlicht das allmähliche Umdenken. „Aber erst als 1968 eine Straße in Osnabrück nach seiner Schwester Elfriede Scholz benannt wurde, die von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde, war das für Remarque ein Zeichen, dass man sich der Vergangenheit stellt.“ >>hs

Erich Maria Remarque als Rekrut © Remarque-Collection, New York University
Erich Maria Remarque als Rekrut © Remarque-Collection, New York University
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Geschichte der Fakultät

Die Fakultät ist seit ihrer Gründung immer wieder Vorreiterin bei der anwendungsorientierten Akademisierung. Sie verfolgte dabei konsequent eine internationale Ausrichtung und förderte bewusst akademische Karrieren von Frauen.

Dem ersten Diplom-Studiengang „International Business Studies“ folgten in den 90ern international ausgerichtete Bachelor-Studiengänge und 2002 der erste, überwiegend englischsprachige Master-Studiengang „International Business Management“.
Dem ersten Diplom-Studiengang „International Business Studies“ folgten in den 90ern international ausgerichtete Bachelor-Studiengänge und 2002 der erste, überwiegend englischsprachige Master-Studiengang „International Business Management“.
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Die Initialzündung erfolgte 1971 mit dem Fachbereich Wirtschaft, der, zeitgleich mit der Gründung der Fachhochschulen in Niedersachen, neu eingerichtet wurde. 54 Studierende entschieden sich für den einzigen Studiengang der Betriebswirtschaftslehre. Eine wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Ausbildung hatte es bis dahin nur in der Ingenieurakademie gegeben. Der Bedarf an Betriebswirten und ein einziger Fachbereich in Wilhelmshaven rechtfertigten, die Betriebswirtschaftslehre als Einzeldisziplin zu etablieren.

Frühzeitig wurde die Internationalisierung mit einem Modellvorhaben akzentuiert und von Prof. Volker Gehmlich der Diplom-Studiengang European Business Studies mit den Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch entwickelt. Auf 30 Studienplätze kamen 1.000 Bewerbungen aus Deutschland. Der Fachbereich wurde überregional bekannt. Es begann nicht nur eine Phase des Wachstums, sondern auch eine Zeit der strategischen Internationalisierung des Studienangebots.

Etappenweise erfuhr zunächst das betriebswirtschaftliche Studienangebot einen europäisch internationalen Anstrich, um dann schrittweise alle Studienangebote daran auszurichten. Die Vision und Leitlinie lautete: Jedes Studienangebot sollte von Anfang an europäisch, international und wenn möglich sogar global gestaltet werden.

Der Fachbereich leistet Pionierarbeit bei der Akademisierung der Gesundheitsberufe und fördert gezielt Karrieren von Frauen an exponierter Stelle

Zur Bekanntheit und Reputation der Fakultät wesentlich bei, trug 1981 auch die Planung und Etablierung des Studiengangs Betriebswirtschaft in Einrichtungen des Gesundheitswesens (BIG), der erstmals die Brücke von den Gesundheitswissenschaften zum Management schlug. Zudem erfolgte seit 1982 die Initiierung eines Modellprogramms für den Weiterbildungsstudiengang Pflegedienstleitung, der später in Richtung Krankenpflegemanagement entwickelt wurde. Stellvertretend für diese relativ junge Disziplin steht Professorin Dr. Doris Schiemann, die spätere Gründerin des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Für diesen Pionierstudiengang wurde 1987 die erste bundesdeutsche Pflegeprofessur eingerichtet und mit Prof. Dr. Ruth Schröck erfolgreich besetzt.

Damit wurden zwei fundamentale Entscheidungen für den Fachbereich getroffen: Zum einen leistete dieser Pionierarbeit auf dem Gebiet der Akademisierung der Pflege- und Pflegemanagementberufe, die seit 1994 auch die Therapieberufe Ergo-, Logo- und Physiotherapie einschloss. Zum anderen konnten positive Akzente in der akademischen Karriereförderung der Frauen gesetzt werden.

Akzente, die der Fachbereich in den folgenden Jahren erneut setzte. Friederike zu Sayn-Wittgenstein, seit 1997 Dorothea-Erxleben-Stipendiatin der niedersächsischen Landesregierung, wurde auf die Professur Pflegewissenschaft berufen, die 2009 um die Hebammenwissenschaften erweitert wurde. Zeitgleich war auch die Pflegeexpertin Elke Hotze Erxleben-Stipendiatin. Sie verwaltete von 2000 bis 2003 die Professur Pflegewissenschaft und Sozialwissenschaften und übernahm diese ab 2007/2008.

Akademische Disziplinenbildung in gleich mehreren Berufszweigen und Internationalisierung zählen zu den Pionierleistungen

Nicht nur die innovativen Studiengangsformate im Gesundheitsbereich mit Alleinstellungsmerkmalen prägten den rasanten Expansionskurs der Fakultät. Auch das internationale Profil entfaltete sich weiter als 1990 mit dem Studiengang Master of European Marketing Management in Kooperation mit dem Londoner Buckinghamshire College of Higher Education ein berufsbegleitender Master in englischer Sprache angeboten wurde: Erstmals bestand die Option zu akademischen Doppeldiplomabschlüssen, die auch den renommierten MBA-Abschluss umfassten.

Im Wintersemester 1996/97 bot der Fachbereich Wirtschaft elf Studiengänge an, wobei vier davon als Weiterbildungsformate erfolgreich waren und zusammen von rund 1.600 Studierenden belegt wurden. Sie seien „besonders stolz darauf“, in vielen Fällen Auslandsaufenthalte ermöglichen und mit dem ECTS-Projekt Studienleistungen aus dem Ausland anrechnen zu können, formulierten die Verantwortlichen in der damaligen Fachbereichsbroschüre.
1996 kam es zur Gründung des Fachbereichs Verwaltungsmanagement, später Institut für Öffentliches Management, mit einem gleichnamigen Studiengang „zur Ausbildung rechtskundiger und sozialkommunikativer Verwaltungskräfte von morgen“, zu dieser Zeit der einzige seiner Art in Deutschland.

Der Arbeitsmarkt verlangte zunehmend auch nach Juristinnen und Juristen mit wirtschaftlichem Fachwissen, weshalb die Fakultät 1998 mit dem Studiengang Wirtschaftsrecht die passende Antwort fand und diese Kompetenzlücke erfolgreich schloss.

Ein Jahr später erhielten die Studiengänge eine Modulstruktur, um die Anerkennung von Auslandsleistungen zu vereinfachen und Lehrinhalte für internationale Studierende nachvollziehbar zu strukturieren. Der Diplom-Studiengang European Business Studies wurde überführt in die ersten Bachelor-Studiengänge International Business Management mit überwiegend englischsprachigen Lehrveranstaltungen sowie Internationale Betriebswirtschaft und Management samt überwiegend deutschsprachiger Inhalte. Zur Komplettierung startete 2002 der erste, vorwiegend englischsprachige Master-Studiengang „International Business Management“, um den Anforderungen der ökonomischen Globalisierung Rechnung zu tragen.

2002 fand der Fachbereich schließlich seine neue Heimat an einem historischen Ort, in der Caprivi-Kaserne auf dem Westerberg. Der in die Umgebung des Westerbergs gelungen angepasste, im Rahmen eines Architekturwettbewerbs entworfene Neubau wurde ab 2004 der Ort des Lehrens und Forschens einer national und international ausgewiesenen Betriebswirts- und Volkswirtschaftslehre.

Gewaltige Umorganisation ab 2003, Bologna-Prozess und ein steiler Anstieg der Studierendenzahlen mit dem Hochschulpakt 2007

Das Jahr 2003 brachte eine „gewaltige Umorganisation“ mit sich, so fasst es Gerhard Müller, erster Geschäftsbereichsleiter einer Fakultät der Hochschule Osnabrück, zusammen: Das Land legte ein Hochschuloptimierungskonzept zum Ziel Kosteneinsparung und Effizienzsteigerung vor. Es gelang, den bedrohten Studiengang Ergo-/Physiotherapie zu erhalten und Prof. Dr. Christof Zalpour als ersten Professor für Physiotherapie zu berufen. Dann schlossen sich der Fachbereich Wirtschaft, das Institut für Gesundheitsfachberufe und das Institut für Öffentliches Management zusammen, die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaft (WiSo) entstand. Prof. Dr. Peter Mayer wurde Gründungsdekan der Fakultät. Zeitgleich begann die Umstellung der Diplom-Studiengänge auf Bachelor- und Master-Studiengänge, die zwei Jahre später abgeschlossen werden konnte. Damit war der Bologna-Prozess, eine auf die europaweite Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen sowie die internationale Mobilität der Studierenden zielende transnationale Hochschulreform, an der Fakultät erfolgreich umgesetzt.

Um die „Schaltstellen im Wissenschaftssystem“ zu professionalisieren, wurde die WiSo 2003 erneut Vorreiterin in der Disziplinbildung. 2003 startete der berufsbegleitende Master-Studiengang Hochschul- und Wissenschaftsmanagement. Die berufsbegleitende Weiterbildung wurde gleichzeitig auch im Gesundheitsbereich angestrebt und 2003 folgte die Einrichtung des Master-Studiengangs Gesundheitsmanagement/Health Management, der sich am Anforderungsprofil von Führungskräften in der Gesundheits- und Sozialwirtschaft ausrichtet.

2005 erfolgte die Integration der katholischen Fachhochschule Norddeutschland. Lehrende und Teile des Studienangebots wurden übernommen, insbesondere die Soziale Arbeit entwickelte sich von Anfang an zu einem Magneten der Fakultät. Die Zahl der Studierenden stieg von anfänglich 67 nach nur zwei Jahren auf bereits 253.
Zum Ende des Jahres studierten rund 2300 Studierende in 17 Studiengängen, mehr als 10 Prozent der Studierenden kamen aus dem Ausland.
2007 wurden mit dem ersten Hochschulpakt die Weichen für ein enormes Wachstum der Fakultät gestellt. Trotz des steilen Anstiegs der Studierendenzahlen baute die Fakultät ihre internationale Ausrichtung innerhalb ihres neuen Studienangebots in den Bereichen International Physiotherapy, Öffentliche Verwaltung, Soziale Arbeit oder Wirtschaftspsychologie aus. Zudem betonte sie den Gleichstellungsgedanken, verfolgte einen wissenschaftlichen Innovationskurs und akademisierte stetig die Gesundheitsberufe. Fortwährend wurde großer Wert auf den Theorie-Praxis-Transfer in Forschung, Lehre und Weiterbildung gelegt, um die Wissenschaft mit den Anforderungen der betrieblichen Praxis zu synchronisieren.

Das Studienangebot differenzierte sich zunehmend und erfuhr nicht nur eine beeindruckende Vielfalt, sondern auch eine hohe Komplexität, die nach einem agilen Führungsstil der Fakultätsleitung verlangte.>> id
Dem ersten Diplom-Studiengang „International Business Studies“ folgten in den 90ern international ausgerichtete Bachelor-Studiengänge und 2002 der erste, überwiegend englischsprachige Master-Studiengang „International Business Management“.
Dem ersten Diplom-Studiengang „International Business Studies“ folgten in den 90ern international ausgerichtete Bachelor-Studiengänge und 2002 der erste, überwiegend englischsprachige Master-Studiengang „International Business Management“.
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Zeitzeugeninterview

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Als einer der ersten Dozenten für BWL und Englisch kam Prof. Volker Gehmlich 1972 an die damalige Fachhochschule. Dort hat er mit dem Studiengang European Business Studies (EBS) in Osnabrück den deutschlandweit ersten internationalen Doppelabschluss an einer FH ins Leben gerufen.

Als Dekan der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) hat Prof. Dr. Peter Mayer von 2003 bis 2007 die Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem eng begleitet. Als Leiter des Masters International Business and Management und des Deans‘ Course prägt er die internationale Entwicklung der Hochschule bis heute.

Herr Prof. Gehmlich, Herr Prof. Dr. Mayer, zwischen Ihren Einstiegen an der Hochschule liegen rund 30 Jahre. Wie haben Sie den Beginn Ihrer Tätigkeit jeweils erlebt?

Gehmlich: „1972 kamen mit mir neun Kollegen auf einmal, um den Fachbereich Wirtschaft aufzubauen. Es gab nur das heutige AA-Gebäude am Westerberg. Wir hatten die zweite Etage für die Wirtschaftswissenschaften bekommen. Die dortigen Vorlesungsräume fassten maximal 40 Studierende. Und ansonsten gab es Kreide und eine Tafel und eine Bibliothek im Haus - das war’s. Wir hatten kein festes Curriculum, nichts war fest. Das war aufregend, weil wir die Studiengänge selbst entwickelt haben.“

Mayer: „Anfang der 2000-er stand der Umzug an den Caprivi-Campus bevor. Das war damals für die Bevölkerung in der Umgebung durchaus gewöhnungsbedürftig. Der Bologna-Prozess sorgte dafür, dass wir unsere alten Diplom-Studiengänge auf Bachelor- und Master-Programme umgestellt haben. Ich erinnere mich, dass nicht alle Lehrenden das neue System akzeptieren wollten. Das war als Dekan durchaus mit Überzeugungsarbeit verbunden. Zum ersten Mal drang außerdem die Digitalisierung in das Alltagsleben der Hochschullehrenden: Plötzlich gab es PowerPoint-Dateien auf dem Computer-Stick anstelle der Folien auf dem Overhead-Projektor.“

Wie hat sich die Lehre im Vergleich zu Ihrem Start an der Hochschule entwickelt?

Gehmlich: „Als ich zur Hochschule kam, gab es nur zwei Gruppen mit 30 bis 40 Studierenden, die fast alle älter waren als ich. Die hatten eine Ausbildung gemacht, Berufserfahrung gesammelt, waren um die 30 Jahre alt und hatten einen riesigen Ehrgeiz. Sie wollten neues Wissen, das sie beruflich weiterbrachte. Eine weitere große Veränderung in der Lehre ist die Digitalisierung. Damals hatte man als Lehrender eine Art Monopol-Wissen. Durch das Internet ist Wissen für alle jederzeit abrufbar. Was ich sagte, wurde auf einmal direkt kontrolliert und so kamen schnell unterschiedliche Positionen ins Gespräch.“

Mayer: „Auch in den vergangenen 20 Jahren hat eine tiefgreifende Transformation des Lehrprozesses stattgefunden. Vor 20 Jahren hat noch die Hälfte unserer Studierenden vor dem Studium eine Lehre absolviert. Die hatten erste Erfahrungen gesammelt, wollten diese teilen und waren als Personen schon geerdet. Heute kommen viele direkt nach dem Abitur zu uns. Das hat die Lernatmosphäre und gelegentlich auch die Lernbereitschaft deutlich verändert. Heute ist man viel stärker als früher als Pädagoge gefragt.“

Sie haben beide die Internationalisierung an der WiSo sehr geprägt. Was waren die bedeutendsten Meilensteine?

Gehmlich: „Als ich zur Hochschule kam, sagte der Dekan nur zu mir: ‚Mach mal was mit der Internationalisierung!‘. Keiner sagte mir was. Wir fingen an mit Studierenden nach England zu fahren. 1977 gewannen wir als bundesweit erste FH eine Million DM an Zuschüssen vom Bund und vom Land für einen Modellversuch: European Business. 1979 startete der Studiengang mit zwei Partnerhochschulen in England und Frankreich mit einem Doppelabschluss. Wir hatten 30 Studienplätze für diesen Studiengang und plötzlich über 1000 Bewerbungen - auch aus dem Ausland! Das war aus meiner Sicht der Anfang unserer Internationalisierung.“

Mayer: „Der nächste Meilenstein war Anfang 2000 die Bologna-Reform. Auf einmal mussten wir uns als Lehrende untereinander verständigen, wie ein Curriculum aussieht und was Studierende in welchen Modulen leisten mussten. Dass Internationalität in allen Studiengängen eine Rolle spielen wird, war damals für viele noch nicht vorstellbar. Ich erinnere mich daran, dass sich Studierende zu Anfang meiner Dekantätigkeit darüber beklagten, dass ein Professor doch tatsächlich Folien in englischer Sprache benutzt hätte. Als Dekan könnte ich das doch nicht zulassen, das sei doch ein deutschsprachiger Studiengang.“

Blicken wir auf Ihre persönlichen Erinnerungen: Was wird Ihnen immer im Gedächtnis bleiben?

Gehmlich: „Für mich persönlich war es die Möglichkeit, ein Angebot aus Brüssel wahrzunehmen und vom Ministerium die Möglichkeit zu haben, parallel weiterhin auch der Lehre nachzugehen. Dass ich beides kombinieren konnte und dafür nichts aufgeben musste, dafür kann ich nur demütig und sehr dankbar sein.“

Mayer: „Dank der Förderung des DAAD können wir uns im International Deans‘ Course einmal im Jahr für vier Wochen mit Dekaninnen und Dekanen aus Afrika oder Asien über die Herausforderungen des Hochschulmanagements austauschen. Die Momente, die einen emotional berühren, sind zahllos. Wenn Dekaninnen aus Myanmar am Ende der Veranstaltung mit Tränen im Gesicht sagen, sie haben so viel gelernt und sich bedanken, berührt mich das sehr. Da kann ich mich nur bei diesen Menschen bedanken, weil sie unter schwierigsten Bedingungen Hochschulbildung ermöglichen und einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Welt leisten.“

Und worauf sind Sie besonders stolz?

Gehmlich: „Es macht mich stolz, zu sehen, welche unterschiedlichen und zum Teil sehr erfolgreichen Wege unsere Absolventinnen und Absolventen einschlagen. Das zeigt, dass die Hochschule ihnen verschiedenste Optionen eröffnet.“

Mayer: „Das erfüllt mich ebenfalls, denn da hat man zumindest einen Teil dazu beigetragen. Insgesamt macht mich die Arbeit an dieser Hochschule stolz, weil man einen wichtigen Teil zur Zukunftsfähigkeit unserer Region und unseres Landes beiträgt.“ >>jl/lp/jp
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Entwicklung der Fakultät

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„Niemand hat versucht, mich in eine Richtung zu drängen“

An der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften gelingen Frauen seit Jahrzehnten immer wieder ungewöhnlich erfolgreiche akademische Karrieren – eine Suche nach den Voraussetzungen.

Eindrucksvolle Wegbereiterinnen: Prof. Dr. Claudia Hellmers (oben links), Prof. Dr. Ruth Schröck, Prof. Dr. Ursula Hübner und Prof. Dr. Doris Schiemann
Eindrucksvolle Wegbereiterinnen: Prof. Dr. Claudia Hellmers (oben links), Prof. Dr. Ruth Schröck, Prof. Dr. Ursula Hübner und Prof. Dr. Doris Schiemann
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Die Förderung wissenschaftlicher Karrieren von Frauen ist zentral, wenn eine Gesellschaft ihre Ressourcen und Kompetenzen optimal einsetzen möchte. Und natürlich ist es eine Frage von Chancengleichheit und gerechter Bildungsbeteiligung. In Deutschland ist im Jahr 2021 etwa jede vierte Professur mit einer Frau besetzt. Auch wenn von Parität noch nicht die Rede sein kann: Der Anteil an Wissenschaftlerinnen steigt seit Jahrzehnten kontinuierlich.

Und seit Jahrzehnten werden an der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Frauen Karrieren in der Wissenschaft ermöglicht. Vier Erfolgsgeschichten stehen stellvertretend für eine große Zahl gelungener und gelingender weiblicher Werdegänge in Lehre, Forschung, Nachwuchsförderung, Selbstverwaltung und Berufspolitik.

Der erste Satz beginnt mit einem Lächeln: „Ich wurde mit offenen Armen willkommen geheißen, es war einfach, zusammenzufinden,“ sagt Ruth Schröck und fügt hinzu, „ich dachte, es wird ein Sprung ins kalte Wasser, aber da habe ich mich völlig verkalkuliert.“ Schröck lehrte ab 1987 zehn Jahre lang als erste Professorin für Pflege- und Sozialwissenschaften Deutschlands an der Fachhochschule Osnabrück.

Zum Zeitpunkt ihrer Berufung blickte die gelernte Krankenschwester bereits auf ein langes und erfolgreiches Berufsleben, überwiegend in England und Schottland, zurück. Deshalb hatte sie die Befürchtung, im eigenen Berufskreis auf Ressentiments zu stoßen. Doch das Gegenteil war der Fall: „Ich hatte nie Schwierigkeiten mit Berufskollegen, egal auf welcher Ebene,“ resümiert die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, die Pionierarbeit bei der Akademisierung der Pflege in Deutschland leistete und im damaligen Fachbereich Wirtschaft die Diplomstudiengänge Pflegemanagement und Pflegewissenschaft mit aufbaute.

1999: 3.740 hauptberufliche Professorinnen im Land

Aufgeschlossenheit, sicher auch Verbundenheit, sowie Flexibilität und Freiraum ermöglichten Schröck mit dem Fachbereich neue Wege zu gehen. „Weil wir anfangs nur einen Weiterbildungsstudiengang anboten, musste ich auch Betriebswirte unterrichten. Die Pflege kann schließlich überall anknüpfen.“

1999 gab es 3.740 hauptberufliche Professorinnen in Deutschland. Doris Schiemann war da bereits seit sechs Jahren als Professorin für „Krankenpflege“ an der Hochschule tätig. Schon 1992 hatte die Kinderkrankenpflegerin, Lehrerin und Erziehungswissenschaftlerin das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) gegründet, das bis heute Maßstäbe in der Entwicklung evidenzbasierter Qualitätsinstrumente in der Pflege setzt und damit seit fast 30 Jahren wesentlich zur Professionalisierung der Pflegepraxis beiträgt.

Schiemann hatte 1981 als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich begonnen. Wichtige Arbeitsschwerpunkte für sie waren die Entwicklung pflegewissenschaftlicher Curricula und ihre Umsetzung. Schiemann war es auch, die Ruth Schröck bei einem Besuch in Edinburgh von Osnabrück als Wirkungsstätte überzeugte.

„Selbst in meinen kühnsten Träumen wäre mir nicht in den Sinn gekommen, dass sich ausgerechnet im Fachbereich Wirtschaft derartige Entfaltungsmöglichkeiten für das neue Fach Pflege und auch für mich selbst eröffnen könnten,“ resümiert Schiemann. Der von Teilen des Kollegiums befürchtete „Imageverlust“ durch die Pflege erweise sich rückblickend als unbegründet.

Schröck und Schiemann zählen zur ersten Generation von Wissenschaftlerinnen und sicherlich zu den Pionierinnen im Akademisierungsprozess der Pflegestudiengänge, aber auch zu den Wegbereiterinnen für nachfolgende Generationen von Frauen, für die die Wissenschaft ein erreichbares Berufsziel und Herzensangelegenheit wurde.

Dass viele weibliche Hochschulkarrieren in den Pflegeberufen wurzeln, mag daran liegen, dass Frauen in diesem Bereich von jeher ein Betätigungsfeld und größere Entwicklungsmöglichkeiten fanden. Ursula Hübner, erst kürzlich ausgezeichnet mit dem „Most Influential Women in Health IT Award“, zeigt, dass auch Wege gelingen, die von Männern dominiert werden. Die studierte Psychologin hat sich zur Expertin für Krankenhausinformatik – Quantitative Methoden gemacht. Mit dem Wissen um Algorithmen, Softwareentwicklung und künstliche Intelligenz ist Hübner 1997 auf die erste Professur für Informatik und Statistik für Pflegestudiengänge deutschlandweit berufen worden.

Einen „marschallmäßigen Plan“ dafür habe sie nicht gehabt. „Ich habe geschaut, was das Leben so bieten kann.“ Ein Langzeitziel für die Studiendekanin sei die „Realisierung von Promotionen sowie die Nachwuchsförderung allgemein,“ ihr institutionelles Engagement begründet sie so: „Es gibt Dinge, die benötigen eine organisatorische und politische Untermauerung (...). Das schafft man nicht als Einzelkämpferin. Es ist mir ein Anliegen, dass der Weg zur Promotion in dieser Fakultät geebnet wird und Modelle der Nachwuchsförderung im postdoc-Bereich erprobt werden.“
Wegbereiterin sein, Frauen ermutigen, Gesundheit fördern – Claudia Hellmers sieht sich hier ebenfalls in der Verantwortung. Die Hebamme und Pflegepädagogin wurde 2009 zur bundesweit ersten Professorin für Hebammenwissenschaft. Ein Weg, der ohne Eigeninitiative und Mut zum Engagement abseits des Mainstreams nicht möglich gewesen wäre. „Viel Disziplin und Anstrengung“ waren nötig, sagt Hellmers, für die das „Professorinnensein“ optimal ist, um ihre Fähigkeiten als Hebamme, Pädagogin und Wissenschaftlerin zu vereinen.

Die berufspolitisch überaus engagierte Professorin hat ein persönliches Ziel unlängst erreicht: Die Akademisierung der Hebammenausbildung. Die Entwicklung zur wissenschaftlichen Disziplin ist damit im vollen Gange. „Talente zu erkennen“, ist ihr deshalb wichtig. „Ich spreche einzelne Frauen gezielt an, um Karriereschritte auszuloten.“

Wichtige Wegbegleiter*innen

Die Vereinbarkeitsthematik bezieht Hellmers dabei ein. „Eine wissenschaftliche Karriere, in manchen Fällen gepaart mit „dual career“, verträgt sich nicht so richtig gut mit der Familienbildungsphase.“ Wertschätzung für individuelle Wege und Entscheidungen und dazu passgenaue Rahmenbedingungen der Hochschulen sieht Hellmers deshalb als Voraussetzung für erfolgreiche Karrieren. Bedingungen, die sie selber vorfand: „Niemand hat versucht, mich in eine bestimme Richtung zu drängen oder mir Steine in den Weg zu legen (…) und ich hatte an wichtigen Stellen zudem entsprechende Wegbegleiter*innen.“

Heute zählt die Fakultät 39 Frauen in der Professorinnenschaft auf allen Fachgebieten. Drei Dekaninnen in Folge führten und prägten die größte Fakultät der Hochschule mit über 5000 Studierenden erfolgreich. Fakultätsrat und weitere Gremien sind paritätisch besetzt und in allen weiteren Statusgruppen überwiegt der Frauenanteil deutlich. Die Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bietet damit einen guten Nährboden für neue weibliche Karrieren.>>id
Eindrucksvolle Wegbereiterinnen: Prof. Dr. Claudia Hellmers (oben links), Prof. Dr. Ruth Schröck, Prof. Dr. Ursula Hübner und Prof. Dr. Doris Schiemann
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Absolventinnen-Interview

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Kooperationspartner

„Kooperation mit der Hochschule Osnabrück – das heißt für die Niels-Stensen-Kliniken seit vielen Jahren intensive Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Mit Menschen, für die Gesundheit mehr ist als ein komplexer Forschungsgegenstand und die etwas bewegen wollen – für ihr Fach und für die Menschen. Sei es in der Hebammenausbildung, der fortschreitenden Digitalisierung, der Optimierung von Organisationsabläufen und vielem mehr. Gemeinsame Tagungen, Austausch von hoch engagierten Studierenden und interessante Bachelor- und Masterarbeiten haben uns in der Vergangenheit wertvolle Erkenntnisse geliefert. Dabei haben wir die Hochschule schon vor Jahrzehnten, als Prof. Winfried Hardinghaus noch Pionierarbeit für die Kooperation leistete und sie aus dem Krankenhaus St. Raphael Ostercappeln heraus mitgestaltete, als verlässliche und innovative Partnerin kennengelernt, die Trends erkennt, Weiterentwicklungen anstößt und transparent kommuniziert. Und für die Zukunft? Bleiben wir neugierig, auf all das, was wir gemeinsam noch entwickeln werden und freuen uns auf die nächsten (mindestens) 50 Jahre.“
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Lokhalle

Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt die wechselvolle Geschichte des Eisenbahnausbesserungswerkes Lingen. Die Hallen, in denen heute der Campus Lingen zuhause ist, prägten über Jahrzehnte die Arbeitswelt der Stadt.

So sahen die Hallen des Eisenbahnwerks nach einem Luftangriff 1944 aus. Foto: Stadtarchiv Lingen
So sahen die Hallen des Eisenbahnwerks nach einem Luftangriff 1944 aus. Foto: Stadtarchiv Lingen
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Der Campus Lingen der Fakultät Management, Kultur und Technik (MKT) an der Kaiserstraße beeindruckt Besucherinnen und Besucher vor allem durch seine großen, weitläufigen Hallen. Das moderne Hochschulgebäude birgt in sich die Historie eines ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes, dessen Anfänge bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen. Es hat die Geschichte der Stadt Lingen über 100 Jahre nachhaltig beeinflusst.

Die Eröffnung der Teilstrecke zwischen Lingen und Papenburg am 2. Mai 1856 war der Startschuss für die sogenannte „Königlich Hannoversche Bahnhofswerkstätte“ in Lingen, welche fortan die Ausbesserung und Wartung aller Lokomotiven der Westbahn übernehmen sollte. Denn zeitgleich mit dem Bau der Bahnstrecke errichtete die Königliche Hannoversche Staatsbahn auch die Hauptwerkstätte. Das berichtet der Leiter des Lingener Emslandmuseums Dr. Andreas Eiynck in der Broschüre der Stadt Lingen „Der Campus Lingen: Ein Standort mit Geschichte – die Geschichte eines Standortes“ (2012). Die Lingener Innenstadt sei für die eigentliche Einweihungsfeier der Bahnteilstrecke am 20. Juni 1856 prachtvoll geschmückt worden. Es herrschte Volksfeststimmung, schreibt Eiynck in seinem Beitrag „Aus der Geschichte des Eisenbahnausbesserungswerks“. Auch die Eisenbahnwaggons für den Personen- und den Güterverkehr sollten nun in der Hauptwerkstätte repariert werden.

1908 arbeiteten 2.500 Personen im Lok- und Wagenwerk

Weiter schreibt Eiynck, dass ab 1900 die technische und bauliche Entwicklung des Ausbesserungswerks Lingen rasant verlaufen sei. „1908 baute man die 5.000 Quadratmeter große ,Halle IV‘ als neue Lokomotiven-Reparaturhalle.“ Darüber hinaus wurde ab 1910 die Lokomotiv- von der Wagen-Reparatur getrennt. 1908 folgte der Bau der riesigen Hallen I und II (heutiger Campus Lingen) mit einer Fläche von 11.000 Quadratmetern, und die Fließfertigung wurde eingerichtet. Im Lok- und Wagenwerk arbeiteten um 1908 etwa 2.500 Personen – der Höchststand in der Geschichte des Werks. Zusätzlich seien noch zahlreiche Lehrlinge hinzugekommen. 1924 wurde die Preußische Eisenbahn mit den übrigen deutschen Länderbahnen zur Deutschen Reichsbahn (DR) zusammengelegt. Aus der „Hauptwerkstätte Lingen“ wurde das Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW) Lingen, so Eiynck.
Damals sei das Eisenbahnausbesserungswerk der größte Arbeitgeber der Stadt und ihrer Umgebung gewesen. In der Zeit von etwa 1880 bis in die 1950er-Jahre hinein lebte ungefähr jeder dritte Einwohner Lingens von dem Ausbesserungswerk. Die Wirtschaftskrise in den 1920er-Jahren schränkte auch den Reparaturbetrieb in Lingen stark ein.

Nationalsozialisten errichten einen Musterbtrieb

Ab 1933 bauten die Nationalsozialisten das staatseigene Eisenbahnwerk zu einem nationalsozialistischen Musterbetrieb aus. So sei in Lingen der Betrieb mit zusätzlichen unbezahlten „Panzerschichten“ an Sonn- und Feiertagen sowie durch den Einsatz von Frauen, Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen und -arbeitern aufrechterhalten worden, schildert der Museumsleiter. Das heutige Denkmal auf dem früheren Werksgelände erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter.
Das bei einem Luftangriff am 21. Februar 1944 teilweise zerstörte Werk wurde 1945 durch englische Truppen wieder aufgebaut und habe in den 1950-ern nochmals eine Blütezeit erlebt. Bis 1972 sei es der wichtigste industrielle Arbeitgeber in Lingen gewesen. Ab 1953 folgten jedoch bereits die ersten Massenentlassungen. Im darauffolgenden Jahr wurde das Wagenwerk sowie 1969 die Lehrwerkstatt geschlossen. Die zahlreichen Einsparungsmaßnahmen der Deutschen Bundesbahn führten schließlich 1983 zur Stilllegung des Ausbesserungswerkes. >> mk

So sahen die Hallen des Eisenbahnwerks nach einem Luftangriff 1944 aus. Foto: Stadtarchiv Lingen
So sahen die Hallen des Eisenbahnwerks nach einem Luftangriff 1944 aus. Foto: Stadtarchiv Lingen
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Geschichte der Fakultät

Bereits im 17. Jahrhundert gab es in Lingen eine Universität, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgelöst wurde. Es sollte lange dauern, bis sich wieder ein Hochschulstandort in der Stadt etablieren sollte

Das Theaterpädagogische Zentrum, das bereits seit 1980 in Lingen etabliert war, war eines der Kernargumente dafür, den Hochschulstandort in Lingen zu etablieren. Heute ist das Institut für Theaterpädagogik mit Teil der Fakultät MKT auf dem Campus Lingen.
Das Theaterpädagogische Zentrum, das bereits seit 1980 in Lingen etabliert war, war eines der Kernargumente dafür, den Hochschulstandort in Lingen zu etablieren. Heute ist das Institut für Theaterpädagogik mit Teil der Fakultät MKT auf dem Campus Lingen.
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Die Geschichte Lingens als Hochschulstandort beginnt bereits im 17. Jahrhundert. Mit knapp 1.700 Einwohnerinnen und Einwohnern und einer sehr landwirtschaftlich geprägten Region ließ auf den ersten Blick wenig vermuten, dass in Lingen eine Universität entstehen sollte. Dennoch gründete Prinz Wilhelm III. von Oranienburg 1680 eine Lateinschule, die einige Jahre später um eine Universität erweitert wurde. Durch die preußische Übernahme bekam die Universität einen Aufschwung, sodass zu Beginn des 18. Jahrhunderts rund 80 Studierende eingeschrieben waren. Das Hoch der Universität war jedoch schnell wieder vorbei und die Zahl der Studierenden schrumpfte. Grund dafür war vor allem das fehlende Promotionsrecht, welches viele Studierende von einem Studium in Lingen abhielt. Nachdem Lingen 1814 durch die Befreiungskriege an Hannover fiel, wurde fünf Jahre später die Auflösung der Universität angeordnet.

1995 wird der Standort Lingen als Teil der Fachhochschule Osnabrück feierlich eingeweiht

Die Bemühungen, Lingen nach den ersten Anfängen im 17. Jahrhundert erneut als Hochschulstandort zu etablieren, begannen in den 1980er-Jahren. Der ehemalige Oberstadtdirektor Karl-Heinz Vehring sowie sein Stellvertreter, der spätere Landrat Hermann Bröring, und Oberkreisdirektor Karl-Heinz Brümmer bemühten sich bereits ab 1987 intensiv um eine Berufsakademie am Standort Lingen mit dem Ziel, eine praxisnahe und unternehmensorientierte Ausbildung im Emsland anbieten zu können. Mit Erfolg: Im September 1988 genehmigte der damalige niedersächsische Kultusminister Wolfgang Knies die Einrichtung der ersten Berufsakademie in Niedersachsen. 23 angehende Wirtschaftsinformatik-Studierende waren die Ersten, die in der ehemaligen Hüttenplatzschule das Studium aufnehmen konnten.

Ein Jahr später wurde die Stadt durch die „Denkschrift über die Einrichtung von Fachhochschulangeboten in Lingen (Ems)” als Hochschulstandort ins Gespräch gebracht. Die Existenz und der Erfolg der Berufsakademie sowie das Theaterpädagogische Zentrum, das bereits seit 1980 in Lingen etabliert war, dienten dabei als ausschlaggebende Argumente. Auch Prof. Dr. Erhard Mielenhausen, damaliger Rektor und späterer Präsident der Fachhochschule Osnabrück, sowie die Lingener Landtagsabgeordnete Elke Müller setzten sich in besonderer Weise für den Fachhochschulstandort Lingen ein. Bevor der Standort jedoch Realität werden konnte, verpflichteten sich der Landkreis Emsland und die Stadt Lingen, die Kosten für eine Stiftungsprofessur sechs Jahre lang zu übernehmen. Finanziell unterstützt wurden sie dabei von zahlreichen Unternehmen aus der Region. Nachdem im Februar 1995 schließlich der Fachausschuss des Landtages die erforderlichen Stellen für Professuren freigab, konnte im September 1995 der Standort Lingen als Teil der Fachhochschule Osnabrück feierlich eingeweiht werden. 35 Studierende der Studiengänge Betriebswirtschaft und Kommunikation wurden dabei von Helga Schuchardt, der damaligen niedersächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur, mit den Worten „Nun studiert mal schön“ begrüßt, bevor sie ihr Studium in Lingen aufnahmen.

Wissenschaftsrat und Land mussten überzeugt werden, dass der Standort ausbauwürdig war

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Campus Lingen ist der Erwerb der Hallen des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerks. Bereits 1996 führten Vehring und Mielenhausen erste Gespräche, die Hallen als neuen Standort der Hochschule umzubauen. Im Jahr 2000 erwarb die Stadt Lingen unter dem damaligen Oberbürgermeister Heiner Pott schließlich die Hallen I und II. Bis zum tatsächlichen Baubeginn war es jedoch noch ein langer Weg. So mussten zunächst der Wissenschaftsrat und das Land Niedersachsen davon überzeugt werden, dass der Standort Lingen der Fachhochschule Osnabrück im Rahmen des Entwicklungsprogramms für Fachhochschulen ausbauwürdig war. Nach einer langen Zitterpartie wurde 2005 für den Ausbau gestimmt.

Nach umfangreichen Sanierungs- und Umbauarbeiten konnten im Oktober 2012 die damals rund 1.700 Studierenden das neue Campusgelände mit Leben füllen. Die ursprüngliche Stahlkonstruktion mitsamt den prägenden Kranbahnen schafft einen Studienort mit Industriecharakter und ermöglicht einen Blick in die Geschichte des Campus. Dabei spielt auch die Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: Eine Geothermieanlage heizt und kühlt das modernisierte Gebäude, zudem wird Ökostrom bezogen. Seit mittlerweile 25 Jahren ist der Campus Lingen als Teil der Hochschule Osnabrück in der zukunftsweisenden Region Emsland fest etabliert. Zurzeit studieren rund 2.400 Menschen aus ganz Deutschland und der Welt am Campus Lingen. >> md/lw
Das Theaterpädagogische Zentrum, das bereits seit 1980 in Lingen etabliert war, war eines der Kernargumente dafür, den Hochschulstandort in Lingen zu etablieren. Heute ist das Institut für Theaterpädagogik mit Teil der Fakultät MKT auf dem Campus Lingen.
Das Theaterpädagogische Zentrum, das bereits seit 1980 in Lingen etabliert war, war eines der Kernargumente dafür, den Hochschulstandort in Lingen zu etablieren. Heute ist das Institut für Theaterpädagogik mit Teil der Fakultät MKT auf dem Campus Lingen.
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Zeitzeugeninterview

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Heiner Pott war von 2000 bis 2010 Oberbürgermeister der Stadt Lingen und hat die Weichen für den heutigen Campus an der Kaiserstraße gestellt.

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Wie sind Ihre Erinnerungen an diese Zeit?
Die Erinnerungen sind noch sehr intensiv. Ab 1986 habe ich in den politischen Gremien die Diskussion darüber erlebt, dass Lingen und das Emsland für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ein standortnahes Hochschulangebot benötigen. Zunächst versuchte man, mit Bordmitteln eine Berufsakademie ins Leben zu rufen. Man orientierte sich an Baden-Württemberg und hat dann 1988 mit Unterstützung des Landkreises Emsland und der regionalen Wirtschaft die Berufsakademie ins Leben gerufen. Das war der erste Schritt auf dem Weg zur Fachhochschule in Lingen.

Als der Wissenschaftsrat Anfang der 90er-Jahre die Feststellung traf, dass Fachhochschulplätze in Niedersachsen fehlen, hat damals die Stadt Lingen auf Initiative des Oberstadtdirektors Karl-Heinz Vehring eine Denkschrift beim Institut für Struktur- und Entwicklungsplanung der Universität Hannover in Auftrag gegeben. In dieser Denkschrift wurde dargelegt, dass die Region ein ausreichendes Potenzial für eine Fachhochschule hat. Die Stadt Lingen und der Landkreis Emsland beantragten daraufhin bei der Landesregierung in Hannover, Lingen als Hochschulstandort mit in die Hochschulplanung des Landes aufzunehmen. Oberstadtdirektor Vehring nahm Kontakt zu Professor Mielenhausen auf und bat ihn um Unterstützung beim Aufbau des Hochschulstandortes. Mit der Zusage von Professor Mielenhausen begann die enge und erfolgreiche Kooperation mit der Fachhochschule Osnabrück. Fast 20 Jahre hat es dann noch gedauert, bis die Fachhochschule am heutigen Standort Ihren Betrieb aufnehmen konnte. Es war ein Langstreckenhindernislauf mit vielen Beteiligten, bei dem sich alle einig waren: Wir brauchen dieses Hochschulangebot. Der unbändige Wille in der Politik, in der Verwaltung und in der Wirtschaft, dieses Ziel zu erreichen, die Geschlossenheit aller Beteiligten über die unterschiedlichen Interessen und Parteigrenzen hinaus, waren mitentscheidend für den Erfolg. Das hat sich besonders im Jahre 2002 gezeigt, als der Wissenschaftsrat zur Evaluierung des Hochschulstandortes nach Lingen kam. Damals konnten die Vertreter der Region gemeinsam mit der Fachhochschule Osnabrück überzeugend darlegen, dass Lingen eine Fachhochschule braucht und beste Standortvoraussetzungen bietet.

Die Geschichte des Fachhochschulstandortes Lingen begann 1995 in den Räumen der ehemaligen Hauptschule Am Wall. Die damalige Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt gab den Startschuss. Die Region hatte ihr großes Ziel mit starker Unterstützung durch die damaligen Landtagsabgeordneten Elke Müller und Heinz Rolfes erreicht. Nach wenigen Jahren erwies sich das Gebäude Am Wall als zu klein für die aufwachsende Hochschule. Das Institut für Theaterpädagogik und die Bibliothek wurden in andere Gebäude im Innenstadtgebiet und der Studiengang Kommunikation in die Halle IV ausgelagert. Allen Beteiligten stellte sich die Frage: Wie und wo können wir dauerhaft eine räumliche Lösung finden, bei der alle Studiengänge unter einem Dach untergebracht werden können? Ende der 90er-Jahre überlegte man, die Fachhochschule in eine ehemalige Schule nach Laxten zu verlagern. Dieser Standort wurde aber von der Fachhochschule als zu zentrumsfern verworfen. Zu Beginn meiner Amtszeit als Oberbürgermeister war die Frage der dauerhaften räumlichen Unterbringung der Fachhochschule also nicht geklärt. Das war insofern brisant, als zeitgleich die Landesregierung Niedersachsen kleinere Hochschulstandorte schließen wollte. Lingen sollte auch dazu gehören.

Wie kam die Idee zustande, die Hallen I und II des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes als neuen Standort zu nutzen?
In meinem Oberbürgermeisterwahlkampf Ende 1999 / Anfang 2000 arbeitete ich noch in Münster und habe deshalb häufig am Bahnhof gestanden und in die dunklen, eingeworfenen Scheiben des Eisenbahnausbesserungswerkes geschaut. Dabei kam mir der Gedanke: Hier müsste die Fachhochschule zusammen mit einem IT Zentrum untergebracht werden. Diese Überlegung diskutierte ich dann im März 2000 bei einem Besuch der Fachhochschule unter anderem mit Professor Berkau, Professor Ruping und Professor Steinkamp. Mein Vorschlag traf bei Ihnen auf große Zustimmung. Sechs Wochen nach meinem Dienstantritt als Oberbürgermeister der Stadt Lingen, nahm ich Kontakt zur Immobiliengesellschaft der Deutschen Bahn auf, um über den Erwerb des gesamten Bahngeländes beiderseits der Bahn zu verhandeln.
Dort erklärte man mir, dass die Stadt zu spät gekommen sei. Die Hallen seien quasi schon verkauft. Die Bahn wäre sich einig mit einem Investor, der in den Hallen ein großes Kaufhaus errichten wolle. Dem habe ich entgegnet, dass die Stadt Lingen - wegen der zu erwartenden negativen Folgen für die Innenstadt - allen Widerstand aufbringen werde, um das zu verhindern. Die Stadt Lingen werde andererseits der Bahn kurzfristig ein auskömmliches Angebot über den Erwerb des gesamten Geländes rund um den Bahnhof vorlegen. Die Stadt Lingen hat dann - nach Beratung im Rat - der Bahn ihr Angebot unterbreitet. Die Bahn nahm das Angebot an, sodass noch im Jahr 2000 die Stadt Lingen das Eigentum an den Hallen und am gesamten Bahngelände beiderseits der Bahn erwerben konnte - mit Ausnahme des Bahnhofgebäudes. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht genau bekannt, welche Kosten auf die Stadt Lingen zukommen würden. Wir hatten einen Berg von finanziellen Herausforderungen zu bewältigen: Unter anderem die Herrichtung der Räumlichkeiten für das IT Zentrum und für die Berufsakademie, die Sanierung der Außenhaut des gesamten Hallenkomplexes, die Beseitigung der Altlasten, den Bau der neuen Unterführung oder den Neubau des Busbahnhofes und den Umbau des Güterbahnhofes. Diese Herausforderungen haben wir schrittweise mit großer finanzieller Unterstützung des Bundes, des Landes Niedersachsen, des Landkreises Emsland, der Fachhochschule und der regionalen Wirtschaft bewältigt.

Welche Bedeutung hatte diese Entwicklung für die umliegende Region?
Die Bedeutung für die Region kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Denn wir wissen ja nicht erst seit heute, dass die Unternehmen in der Region für ihre Entwicklung immer mehr qualifizierte Mitarbeiter benötigen. Der Hochschulstandort ist dabei im Wettbewerb um die Köpfe ein großer Standortvorteil.

Was haben Sie persönlich bei der feierlichen Eröffnung des Campus Lingen am 8. Oktober 2012 empfunden?
Ich empfand große Dankbarkeit und Demut. Es war mir klar, dass dies ein Werk von ganz vielen Menschen ist, die lange Zeit daran gearbeitet haben. Hier möchte ich den ehemaligen Oberstadtdirektor Karl-Heinz Vehring sowie den ehemaligen Landrat Hermann Bröring, die Landtagsabgeordneten Elke Müller und Heinz Rolfes und ganz besonders den damaligen Präsidenten der Fachhochschule Osnabrück, Professor Erhard Mielenhausen nennen. Er war über die vielen Jahre der „Architekt“ der Fachhochschule in Lingen. Er war der inhaltliche Mentor und Netzwerker, der uns an vielen entscheidenden Stellen - besonders beim Wissenschaftsrat - geholfen hat. Sehr gut erinnere ich mich noch an den Besuch des Wissenschaftsrates. Als der Vorsitzende des Wissenschaftsrates erklärte, dass der Wissenschaftsrat eigentlich keine kleineren Fachhochschulen mehr genehmigen wollte. Wir hätten aber mit dem attraktiven Standort und dem inhaltlichen Konzept eine Chance. Lingen war am Ende einer der wenigen Orte, an denen der Wissenschaftsrat noch eine Fachhochschule dieser Größenordnung zugelassen hat. Dem Vernehmen nach soll nur eine Stimme Mehrheit im Wissenschaftsrat den Ausschlag gegeben haben.

Was wünschen Sie dem Campus Lingen?
Der Fachhochschule wünsche ich, dass sie weiterhin ihren eigenen Weg geht, mit der Berufsakademie gemeinsam einen engen Kontakt zur regionalen Wirtschaft behält, kreativ bleibt und Räume findet, Dinge zu tun und zu überlegen, an die man bisher vielleicht nicht gedacht hat. Gerade in der Zeit der Digitalisierung kommt es immer mehr darauf an, nicht allein die Technik in den Vordergrund zu stellen, sondern zu begreifen, welche neuen Produktlinien mit der digitalen Technik entwickelt werden können. Ich wünsche mir darüber hinaus, dass das Thema Kommunikation weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der Lehre bleibt. Denn die richtige Kommunikation trägt ganz wesentlich zum Gelingen von Prozessen bei. >>mk
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Entwicklung der Fakultät

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Die besondere Geschichte

Eine Industriebrache im Herzen Lingens mit wechselvoller Geschichte wird ab 2005 zu einem modernen Ort für Bildung und Kultur - dem Campus Lingen. Der Auftakt für diese neue Bestimmung ist mit der Inszenierung „Sang der Maschinen“ eindrucksvoll.

Unter dem „Engel der Geschichte“, eine von Malte Evers (Kunstverein Lingen) installierte, mächtige Metallfigur, ging es durch die Weltgeschichte.
Unter dem „Engel der Geschichte“, eine von Malte Evers (Kunstverein Lingen) installierte, mächtige Metallfigur, ging es durch die Weltgeschichte.
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Wer die Hallen I/II des Campus Lingen betritt, wird durch die ursprünglichen Stahlkonstruktionen und Kranbahnen unmittelbar an die Vergangenheit des Standorts als Eisenbahnausbesserungswerk erinnert. Im Jahr 2005, nachdem der Wissenschaftsrat und das Land Niedersachsen nach einer langen Zitterpartie für den Ausbau des Hochschulstandorts Lingen gestimmt hatten, waren die Hallen jedoch noch eine Industriebrache mit zerbrochenen Fenstern und toten Gleisen in unmittelbarer Nähe zur Lingener Innenstadt. „Wir waren uns mit dem Präsidium und dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur einig, dass wir den Ausbau des Hochschulstandortes Lingen mit einem Paukenschlag einläuten wollten“, erzählt Prof. Dr. Bernd Ruping, Leiter des Instituts für Theaterpädagogik. Damit war die Idee zum „Sang der Maschinen“ geboren. Das Ziel war ein großes Kulturfest, welches den brachliegenden Hallen wieder Leben einhauchen sollte. Im Mittelpunkt: eine Inszenierung, die den Blick in die Vergangenheit und Gegenwart der Hallen ermöglicht und gleichzeitig Zukunftsvisionen einfließen lässt.

„Da die Hallen so groß sind, wurde uns schnell bewusst, dass es sehr viele Leute brauchen wird, um sie mit Theater und Leben zu füllen“, beschreibt Ruping die Anfangsphase des Planungsprozesses. „Deshalb habe ich alle kulturschaffenden Institutionen aus Lingen, die sich in irgendeiner Weise beteiligen wollten, eingeladen. Das erschien mir zugleich ein hervorragender Impuls, die Hochschule als einen Ort der Kultur und des Zusammenkommens zu präsentieren.“

Über 200 Akteur*innen fanden sich schließlich zusammen. Darunter alle Studierenden des Instituts für Theaterpädagogik, Studierende des Instituts für Kommunikationsmanagement, Theater-, Tanz- und Zirkusgruppen des Theaterpädagogischen Zentrums (TPZ), Mitarbeitende des Kunstvereins Lingen, Schüler*innen der Musik- und Theater-AGs der Gesamtschule Emsland sowie der Chor „Capella St. Crucis“ aus Hannover. Mit einem Zusammenspiel aus Theater, Tanz, Gesang, Artistik, Multimedia und Rauminstallationen sollten sie das Kulturfest gestalten und den „Sang der Maschinen“ zum Klingen bringen.

Um die große Anzahl von Einzelleistungen zu einer Kollektivleistung zusammenzuführen, bildete sich ein Organisationstrio: Bernd Ruping oblag die künstlerische Leitung und die Gesamtregie, während Ann Dargies und Tom Kraus die Spielleitung in den verschiedenen Ensembles übernahmen. Aufgrund der großen Anzahl der beteiligten Darsteller*innen wäre es unmöglich gewesen, mit allen Beteiligten zeitgleich zu proben – das Ergebnis waren zahlreiche dezentrale Proben in kleineren Gruppen.

Eine weitere große Herausforderung stellten die Hallen I und II als Ort der Inszenierung selbst dar. Die Hallen waren als Räume zwar „eine riesige Imaginationsquelle mit Herausforderungscharakter“ für Kunst und Theater, die Industriebrache entsprach jedoch nicht den aktuellen Sicherheitsstandards für eine Veranstaltung dieser Größe. Zahlreiche Fensterscheiben und die Dachverglasung waren stark beschädigt, von herabfallenden Glasstücken würde eine große Gefahr ausgehen. Dass trotzdem gespielt werden konnte, ist dem damaligen Lingener Oberbürgermeister Heiner Pott zu verdanken. Er setzte sich persönlich dafür ein, dass der „Sang der Maschinen“ wie geplant in den Hallen stattfinden konnte. Die beschädigten Scheiben und Oberlichter wurden entweder entfernt oder mit einer Kautschukbeschichtung gesichert. Nach zahlreichen Tests konnte so ein Umzug in eine andere, kleinere Location abgewendet werden.

Eine faszinierende Reise durch die Zeit unter dem „Engel der Geschichte“

Nach sechs intensiven Wochen der Probearbeit war es am 30. April 2005 so weit: Der „Sang der Maschinen“ wurde vor mehr als 1000 Zuschauer*innen zum ersten und einzigen Mal aufgeführt. „Da wir im Voraus nicht mit allen Gruppen zusammen proben konnten, war die Premiere zeitgleich unsere Generalprobe“, berichtet Ruping. „Die Inszenierung schuf sich erst an diesem Abend selbst, und es war unfassbar spannend zu sehen, wie die unterschiedlichen Bestandteile im Moment der Aufführung ineinandergriffen.“ Zusammenfassen ließe sich dieser Prozess mit den Worten „loslassen, vertrauen und staunen“.

In der Mitte der Halle befand sich eine lange Tafel, auf der den gesamten Abend gespielt, gesungen und getanzt wurde, mit menschlichem Handeln und maschinellen Rhythmen in unmittelbarer und greifbarer Nähe zum Publikum. Unter dem „Engel der Geschichte“, eine von Malte Evers (Kunstverein Lingen) installierte, mächtige Metallfigur, ging es durch die Weltgeschichte hindurch über das Paradies und den Sündenfall, über die Trümmer des Nationalsozialismus, deren Abdruck auch in Lingen und den Hallen freizulegen ist, bis hin zur technologisierten Welt und ihrer Atemlosigkeit, die in einem ekstatischen Tanz bis zur totalen Erschöpfung ihren Ausdruck fand.

Maschinen hatte es in der Halle schon immer gegeben. In einem früheren Leben wurden in der Halle des Campus‘ riesige Eisenbahnen ausgebessert. Für die Aufführung wurde diese rohe Ausstrahlung noch weiter mit modernen Licht- und Tonanlagen kontrastiert. Die Maschinen gaben früher wie heute den Takt an. Multimediaanimationen mit historischen und Live-Bildern, Zeitzeugen und futuristische Videos auf drei Großbildleinwänden führten das Ereignis zu einem Gesamtkunstwerk zusammen. „Erst in der Dämmerung wurde wirklich sichtbar, wie gigantisch die Inszenierung mit den Lichtinstallationen geraten war“, erinnert sich Ruping. „Der Schatten des ‚Engels der Geschichte‘ ragte aus dem Eingangsbereich heraus und zog die Gäste in die Halle, in der eine einzigartige Atmosphäre herrschte.“

„Ich denke, mit dem ‚Sang der Maschinen‘ ist es uns gelungen, die Kraft, Bewegung, aber auch die Widersprüche des Fortschritts, für die die Hallen als Eisenbahnausbesserungswerk einst standen, einzufangen und so einen starken Auftakt zu setzen für die neue Bestimmung und Verpflichtung des Standorts als ein Ort der Bildung und Kultur“, resümiert Ruping. Während der Vorbereitung und Aufführung habe man eine gewaltige Kraft in der Halle spüren können. „Viele verschiedene Einzelteile wirkten zusammen und bildeten so einen lebendigen Körper. Das wünsche ich unserer Fakultät auch für die Zukunft: Dass die verschiedenen Fachrichtungen mitsamt den Studierenden, den Lehrenden, aber auch mit den Bürgerinnen und Bürgern und ihren Institutionen in Stadt und Land zusammenwirken, sich gegenseitig stärken und unterstützen und so die Hallen des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes mit neuer Energie und Kraft füllen!“ >> lw/md
Unter dem „Engel der Geschichte“, eine von Malte Evers (Kunstverein Lingen) installierte, mächtige Metallfigur, ging es durch die Weltgeschichte.
Unter dem „Engel der Geschichte“, eine von Malte Evers (Kunstverein Lingen) installierte, mächtige Metallfigur, ging es durch die Weltgeschichte.
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"Sowohl für unsere Unternehmen als auch die Region ist der Transfer von Theorie und Technologie in die Praxis wichtig. Mit dem Campus Lingen der Hochschule Osnabrück haben wir einen Partner, mit dem wir solche Projekte realisieren und damit die Zukunftsfähigkeit der Region stärken."
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Von kleinen Schreihälsen und großen Stimmen

Als 1925 die "Provinzial-Hebammenlehranstalt" eingeweiht wurde, bestimmten die Laute der Neugeborenen die Geräuschkulisse des Gebäudes. Heute studieren 451 Studierende der Musikpädagogik hier - und zaubern großartige leise und laute Töne hervor.

Rund 50.000 Osnabrücker*innen erblickten in der Frauenklinik das Licht der Welt.
Rund 50.000 Osnabrücker*innen erblickten in der Frauenklinik das Licht der Welt.
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Der Provinzial-Landtag der preußischen Provinz Hannover, zu der Osnabrück Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte, entschied im Jahr 1923, einen Neubau der damaligen Hebammenlehranstalt zu verwirklichen. Die Stadt Osnabrück stellte an der Caprivistraße ein Grundstück für den Neubau zur Verfügung und bereits 1925 konnten 120 Patientinnen in dem 342 Räume umfassenden Gebäudekomplex versorgt werden, der zudem auch der Ausbildung von Hebammen und Wochenbettpflegerinnen diente („Kap der guten Hoffnung“ Ehemalige Frauenklinik in Osnabrück dient heute der Musikerziehung; von Joachim Dierks). Landesoberbaurat Scheele hatte die symmetrische Dreiflügelanlage entworfen, die von außen als repräsentatives Rondell wahrgenommen wurde, im Inneren aber einen Art Wohlfühl-Park besaß. Das heutige Gartenhaus wurde damals als Waschanstalt konzipiert und liegt noch heute malerisch im Innenhof.

66 Jahre lang Geburtsklinik

Mit Unterbrechungen durch schwere Kriegsauswirkungen (das Gebäude wurde von Fliegerbomben getroffen und brannte teilweise aus) war der Gebäudekomplex fortan 66 Jahre lang eine beliebte und ausgelastete Geburtsklinik. Rund 50.000 kleine Osnabrücker*innen erblickten hier das Licht der Welt und heute verklären sich die Blicke vieler Älterer bei Veranstaltungen in den Gebäuden, denn die meisten haben von Grund auf eine positive Assoziation zu dem Ort – sie wurden hier geboren.

1989 änderten sich die Blickwinkel. Da die Städtischen Kliniken einen großen Krankenhausneubau am Stadtrand planten, reifte die Überlegung, die ebenfalls nicht mehr erweiterbare Abteilung der Frauenklinik auch in diesen Neubau zu überführen. Das wurde umgesetzt und so suchte man nach Jahren der medizinischen Nutzung einen anderen Verwendungszweck für die Räumlichkeiten.

Es bedurfte eines intensiven Gesprächs

Im Herbst 1993 trafen sich der damalige Direktor des Konservatoriums der Stadt, Dr. Folker Schramm, und der seinerzeitige Präsident der Fachhochschule, Prof. Dr. Erhard Mielenhausen, und loteten aus, wie man die Studienabteilung „Musikerziehung“ des städtischen Konservatoriums retten könnte. Das gelang, und am 18. September 1996 wurde vertraglich geregelt, dass die Musikpädagogik als neues Studienprofil eine Heimat an der Fachhochschule Osnabrück bekam. Das seinerzeitige Fachhochschulentwicklungsprogramm ermöglichte mit Mitteln auch die Übernahme der Gebäude der ehemaligen Frauenklinik. Der Ostflügel, direkt an der Caprivistraße gelegen, wurde zuerst von der Fachhochschulverwaltung bezogen.

Und dann kam auch noch das Wasser

Ein enormer Wasserschaden am 11. Januar 1972 beschleunigte den Auszug der Verwaltung wieder hin zur neu hinzugewonnen Caprivi-Kaserne und wer weiß, was noch passiert wäre, wenn Sonja Hemesath aus der Studierendenverwaltung an besagtem Samstag nicht zufällig an ihrem Arbeitsplatz vorbeigeschaut hätte und die „Wasserfälle“ bemerkt hätte. „Ich hatte freitags etwas in der Hochschule vergessen und wollte dies am Samstag kurz abholen“, erinnert sie sich und informierte sofort die Leitung. Mit vereinten Kräften gelang es, das Schlimmste zu verhindern und das Gebäude wieder trocken zu legen – und vielleicht auch zu retten.

Nach umfangreicher Sanierung des gesamten Komplexes zog 1998 auch die städtische Kunst- und Musikschule ein und 1999 begann der Studienbetrieb des Instituts für Musik. Das alte Gartenhaus im Hinterhof des Gebäudekomplexes wurde anschließend ebenfalls renoviert und für den musikalischen Studienbetrieb fit gemacht. Die gesamte ehemalige Frauenklinik wurde so zu einem Ort der Musik.>>rg
Rund 50.000 Osnabrücker*innen erblickten in der Frauenklinik das Licht der Welt.
Rund 50.000 Osnabrücker*innen erblickten in der Frauenklinik das Licht der Welt.
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Musikstudium

Das Institut für Musik der Hochschule Osnabrück ist noch jung. Erst 1999 wurde der Studienbetrieb aufgenommen. Die Entscheidung, das Profil „Musikerziehung“ an eine FH zu holen, war mutig und voller Widerstände.

Neben der didaktischen Ausbildung sammeln die Studierenden während ihres Studiums auch wertvolle Bühnenerfahrung, wie hier beispielsweise beim FH-Ball in der damaligen Osnabrücker Stadthalle.
Neben der didaktischen Ausbildung sammeln die Studierenden während ihres Studiums auch wertvolle Bühnenerfahrung, wie hier beispielsweise beim FH-Ball in der damaligen Osnabrücker Stadthalle.
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Als Dr. Folker Schramm 1992 zum neuen Direktor des Städtischen Konservatoriums Osnabrück berufen wurde, sah er sich mit dem Problem konfrontiert, dass die Stadt die Kosten für die Studienabteilung des Konservatoriums nicht mehr finanzieren konnte. Wenn es nicht gelang, die bis dahin seit den siebziger Jahren durch einen Kooperationsvertrag mit der Hochschule für Musik und Theater Hannover (HMTH) verbundene Studienabteilung des Konservatoriums in den Hochschulbereich zu integrieren beziehungsweise eine Kostenübernahme durch das Land Niedersachsen zu erreichen, drohte mit Auslaufen des Vertrags 1996 die Schließung der Studienabteilung und die Aberkennung des Status als Konservatorium.

Vor diesem Hintergrund trafen sich Schramm und Prof. Dr. Erhard Mielenhausen, damaliger Präsident der FH Osnabrück, und beratschlagten, wie eine Schließung abgewendet werden könnte. Mielenhausen schließlich wagte einen Vorstoß beim Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) in Hannover, und die Einbettung der Gespräche in die Verhandlungen über den Ausbau der FH Osnabrück im Rahmen der Fachhochschulstrukturentwicklung des Landes zu leiten, war ausschlaggebend für den Erfolg. Das führte schließlich zu einer Zusage des MWK, die Stadt von den Kosten für die Studienabteilung ab 1996 zu entlasten und diese Mittel in das Budget der FH einzustellen. „Wenn Prof. Mielenhausen merkte, dass für die FH-Entwicklung Gelder zur Verfügung standen, ist er dem sofort hinterhergegangen und hat versucht, mit neuen innovativen Studienprogrammen diese Mittel nach Osnabrück zu holen. Und genau in einem solchen Moment kam ich seinerzeit mit dem Thema ‚Integration der Studienabteilung des Städtischen Konservatoriums in den Hochschulbereich‘ zu ihm“, erinnert sich Schramm. Am 18.9.1996 schließlich schlossen das Land Niedersachsen durch die FH Osnabrück und die Stadt einen Kooperationsvertrag zur Überführung der Studienabteilung in die FH.

Kampf gegen Widerstände von außen

Das gemeinsam entwickelte Konzept des neuen Studiengangs „Musikpädagogik“ knüpfte direkt an die Philosophie von FH-Studiengängen an, Studierende in enger Kooperation mit der Praxis auf berufliche Tätigkeitsfelder vorzubereiten. Die Musik- und Kunstschule mit ihren Lehrenden bot hierfür eine hervorragende Basis. So konnten Studierende bereits während ihres Studiums beim Musikschulunterricht praktische Erfahrungen mit Schüler*innen unter der Anleitung erfahrener Lehrkräfte sammeln. Es wäre zu einfach gewesen, wenn alle beteiligten Personen voller Freude diesen Prozess vorbehaltlos unterstützt hätten.

Unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Plans zur Überleitung der Studienabteilung gab es Konflikte auf unterschiedlichen Ebenen. Zum einen war zu vernehmen, eine Fachhochschule könne das für eine musikpädagogische Ausbildung erforderliche Niveau nicht anbieten, zum anderen wurden beim MWK ordnungspolitische Gründe gegen einen solchen Studiengang der FH von der Universität Osnabrück vorgetragen. Die für den Studiengang vorgesehenen Finanzmittel sollten doch besser an die Universität verlagert werden.

Widerstände gab es auch aus der Mitte der Lehrenden der Musikschule. Die Überlegung der FH um Präsident Mielenhausen, den neuen Studiengang „Musikpädagogik“ räumlich auf dem Hochschulcampus am Westerberg anzusiedeln, brachte dann sogar die Elternschaft auf, da dies natürlich Auswirkungen auf die zukünftige Unterbringung der Städtischen Musik- und Kunstschule hatte. Der Kulturausschuss der Stadt Osnabrück empfahl letztendlich den Umzug des Konservatoriums auf den Hochschulcampus in die ehemalige Frauenklinik an der Caprivistraße.

„Insbesondere an der Vereinbarung zwischen der Stadt und der Hochschule über die gemeinsame Nutzung der Räumlichkeiten, den Austausch von Lehrpersonal und die Außendarstellung des Konstrukts ‚Konservatorium‘ entzündeten sich immer wieder offene Konflikte, die zunehmend zu Irritationen sowohl in der FH als auch in der Musikschule führten“, sagt Mielenhausen rückblickend.

Jazz, Pop und Musical als neue Profilfächer

In der Begutachtung eines vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) erarbeiteten Struktur- und Entwicklungsplans nahm man schließlich vom integrativen Modell Abstand und strebte eine Kooperation von Musikschule und Hochschule an. Die Bezeichnung ‚Konservatorium‘ war damit Geschichte. Die Hochschule fokussierte sich fortan auf die Weiterentwicklung ihres Instituts. Ab 2007 bestand durch das Hochschulsonderprogramm des Bundes und der Länder die Möglichkeit, die Studienplatzkapazität für das Fach Musik schrittweise auf über 400 Studienplätze zu erhöhen. Damit wurde die Größe einer mittleren Musikhochschule erreicht. Es kamen die neuen Profilfächer „Jazz“ und „Popularmusik“ hinzu sowie im Ausbau der Kooperation mit der German Musical Academy das Profil „Musical“. Die Frage der Bezeichnung des Instituts stellte sich jetzt neu, und da das MWK 2008 der FH die Bezeichnung ‚Musikhochschule‘ verweigerte, entschied man sich für „Institut für Musik“.

Das Stiftungsmodell an der FH ab 2003 machte es möglich, dass die Stiftung Fachhochschule Osnabrück unter der Initiative von Präsident Mielenhausen der Stadt das Nachbargrundstück der ehemaligen Frauenklinik abkaufen konnte. Dass dann im Jubiläumsjahr 2021 genau dort das neue IfM-Gebäude „Plektrum“ fertiggestellt wurde, rundet die Geschichte richtig gut ab. >> rg
Neben der didaktischen Ausbildung sammeln die Studierenden während ihres Studiums auch wertvolle Bühnenerfahrung, wie hier beispielsweise beim FH-Ball in der damaligen Osnabrücker Stadthalle.
Neben der didaktischen Ausbildung sammeln die Studierenden während ihres Studiums auch wertvolle Bühnenerfahrung, wie hier beispielsweise beim FH-Ball in der damaligen Osnabrücker Stadthalle.
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Zeitzeugeninterview

Dr. Folker Schramm wurde 1992 zum Direktor des Städtischen Konservatoriums berufen. Ab 1994 war er in dieser Funktion für die Vorbereitung der Überführung der Studienabteilung des Städtischen Konservatoriums in die Fachhochschule verantwortlich.

Von 2001 bis 2006 war Dr. Folker Schramm der erste Leiter des heutigen Instituts für Musik. In der Lehre vertrat er die Fächer Pädagogische Psychologie, Musikpädagogik und Dirigieren. Seit 2015 ist er emeritiert.
Von 2001 bis 2006 war Dr. Folker Schramm der erste Leiter des heutigen Instituts für Musik. In der Lehre vertrat er die Fächer Pädagogische Psychologie, Musikpädagogik und Dirigieren. Seit 2015 ist er emeritiert.
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Herr Schramm, wie haben Sie die Übergangszeit in den neunziger Jahren in Erinnerung?
Man hat damals leider nicht überall die Möglichkeiten erkannt, welche Synergien das Zusammenlegen von Konservatorium und der Fachhochschule (FH) gehabt hat. Es gab immer Konflikte mit den Verantwortlichen der Stadt und anderen Beteiligten am Diskussionsprozess. So bin ich letztendlich zu Prof. Dr. Erhard Mielenhausen, dem damaligen FH-Präsidenten gegangen, um mit ihm Lösungen zu finden. Schließlich wäre es fatal gewesen, wenn es in Osnabrück keinerlei Möglichkeiten mehr gegeben hätte, Musikpädagogik zu studieren. Das erste Gespräch mit Herrn Mielenhausen hat 30 Minuten gedauert. Uns beiden war klar, welche großartigen Möglichkeiten hier vor uns liegen. Und er hat den Prozess anschließend fabelhaft gemanagt. Durch seine guten Kontakte ins Ministerium klappte das gut und im Ergebnis haben wir jetzt das IfM.

Warum waren die Gespräche mit Prof. Mielenhausen so schnell erfolgreich?
Damals gab es Gelder im sogenannten Fachhochschulentwicklungsprogramm. Der Wissenschaftsrat hatte in seiner Empfehlung den Ausbau des Fächerspektrums an Fachhochschulen vorgezeigt. Besonders künstlerische Studiengänge konnten so gegründet werden. Prof. Mielenhausen hat durch sein hervorragendes Netzwerk von jedem Programm im Hochschulbereich gewusst. Und genau in solch einem Moment der Auflage eines FH-Entwicklungsprogramms kam ich seinerzeit zu ihm. Wir waren da schon auf einer Wellenlänge.

War die Entscheidung, die Studienabteilung in die FH zu integrieren, richtig?
Ja, unbedingt, denn schauen Sie doch, was daraus entstanden ist. Ich hatte der Stadt damals versprochen, alles dafür zu tun, dass die Studienabteilung des Städtischen Konservatoriums, die kurz vor der Schließung stand, in Osnabrück bleibt und weiterlebt. Mit der Integrierung in die FH ist das sehr gut gelungen. Dass der Neubau, das „Plektrum“, nun entstanden ist, war damals undenkbar. Ich weiß noch, wie Herr Mielenhausen und ich mit dem damaligen Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip über den Grundstückskauf diskutierten. So manche Verantwortlichen bei der Stadt Osnabrück waren damals der Meinung, dass das mit dem Institut für Musik nichts Nachhaltiges wird. Darüber, dass es aber anders gekommen ist, bin ich sehr froh und durchaus auch ein wenig stolz über diese Entwicklung.

Was wünschen Sie dem IfM heute für die Zukunft?
Dass die Studenten des IfM ihre neuen räumlichen Studienbedingungen
mit Freude, Fleiß und Kreativität maximal ausnutzen und ihr Studium - stärker als bisher - in der Einheit von künstlerischer und pädagogischer Ausbildung verstehen, denn der Studiengang heißt Musikerziehung. >> rg
Von 2001 bis 2006 war Dr. Folker Schramm der erste Leiter des heutigen Instituts für Musik. In der Lehre vertrat er die Fächer Pädagogische Psychologie, Musikpädagogik und Dirigieren. Seit 2015 ist er emeritiert.
Von 2001 bis 2006 war Dr. Folker Schramm der erste Leiter des heutigen Instituts für Musik. In der Lehre vertrat er die Fächer Pädagogische Psychologie, Musikpädagogik und Dirigieren. Seit 2015 ist er emeritiert.
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Entwicklung der Fakultät

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Unverfroren Erfolgreich

Celena Pieper erlebt gerade ihren großen Durchbruch. Vor zwei Jahren hat sie ihren Abschluss als Musical-Darstellerin am IfM gemacht. Seit November spielt Pieper die Rolle der Anna im Disney-Musical „Die Eiskönigin“.

Celena Pieper (links) als „Anna“ auf der Bühne.
Celena Pieper (links) als „Anna“ auf der Bühne.
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Celena ist mit ihrer Mutter mit dem Auto unterwegs zum Bodensee. Sie weiß: An diesem Tag soll sie eine Rückmeldung bekommen. „Ich habe die ganze Zeit aufs Handy geschaut! Jedes Mal, wenn mein Handy vibriert hat, dachte ich ‚Oh Gott‘. Und dann war es nur eine blöde Mail“, erzählt sie. Man merkt ihr die Aufregung immer noch an. „Das hat mich echt fertig gemacht!“ Als sie dann tatsächlich die Nachricht bekommt, dass sie beim Musical „Die Eiskönigin“ die Rolle der Anna spielen darf, muss ihre Mutter rechts ranfahren. Celena steigt aus dem Wagen, rennt auf ein großes Feld und fängt laut an zu schreien. Sie hat es geschafft.

Die Erstbesetzung für eine Hauptrolle bei einer Stage-Musical-Produktion – größer geht es auf Deutschlands Musical-Bühnen nicht. Wenn jemand Celena Pieper diese Karriere vor sechs Jahren prophezeit hätte, als sie ihr Musical-Studium am Institut für Musik begonnen hat, sie hätte es vermutlich nicht geglaubt. Mit gerade einmal 25 Jahren erlebt die Absolventin aus Osnabrück alles, was sie sich immer erträumt hat. Seit ihrer Kindheit schlägt ihr Herz fürs Musical. Mit 16 Jahren sitzt sie mit ihrem Vater im Publikum beim Musical „Tarzan“ in Hamburg und ihr ist klar: „Ich muss Musical machen, ich will zu Stage, ich will das volle Programm!“

Schon der Start ins Studium ist bei ihr eine besondere Geschichte. 2014 macht sie beim Musical Amateurprojekt der German Musical Academy in Osnabrück mit. Sie spielt die Hauptrolle der Ariel in Footloose. Im Publikum sitzt Sascha Wienhausen – der Dekan des Instituts für Musik. Er ist begeistert von Celena und fragt sie nach der Aufführung ganz direkt, ob sie sich vorstellen kann, Musical an der Hochschule Osnabrück zu studieren. „Und das mache ich sonst wirklich nie“, betont der Dekan.

Ein Jahr später ist es so weit: Celena bewirbt sich und muss sich kurz danach der Aufnahmeprüfung stellen. Monatelang hat sie sich dafür vorbereitet. Und das ist auch nötig. Von Musiktheorie über Gesang, Tanz und Schauspiel werden die Bewerber*innen in mehreren Runden und in allen Disziplinen geprüft. Die Osnabrückerin merkt schnell, dass es anspruchsvoll ist: „Ich dachte, okay, Ballett kann ich gar nicht. Und die anderen haben ihr Bein so weit oben. Wie soll ich das jemals schaffen?“

Die Plätze für ein Musical-Studium in Deutschland sind rar. Jedes Jahr gibt es viele Bewerber*innen an den Hochschulen, die abgelehnt werden. Celena wird angenommen. So landet die damals 19-jährige mit acht anderen Musical-Studierenden am Institut für Musik. Ihre Kommiliton*innen sind für sie seitdem wie eine Familie: „Diese vier Jahre im Studium haben uns für immer miteinander verbunden. Wir haben zusammen geschwitzt, geheult, gelacht, wir waren wütend, traurig und glücklich. Wir haben alles voneinander gewusst, wir waren nackt voreinander – im wörtlichen Sinne in der Umkleidekabine.“

Im Team der Fantastischen Vier

Während des Studiums erlebt Celena Hochs und Tiefs, darf sogar schon die Luft der ganz großen Showbühnen schnuppern. Mit 20 Jahren macht sie in den Semesterferien bei der Pro-Sieben-Castingshow „The Voice“ mit. Sie meistert die Blind Auditions und schafft es ins Team von Michi Beck und Smudo von „Die Fantastischen Vier“. Ein Jahr später wird sie in Berlin mit dem Preis des Bundesverbandes Deutscher Gesangspädagogen ausgezeichnet. „Beim Bundeswettbewerb für Gesang war die Bühne gigantisch groß, ich kam mir vor wie ein Star“, erinnert sich die Osnabrückerin. „Und auch ‚The Voice‘ war eine tolle Erfahrung. Aber ich habe auch gemerkt, dass ich noch viel lernen muss; zum Beispiel, was die Kameraerfahrung angeht.“

Momente der Verzweiflung kommen auf, wenn Celena an der Ballettstange steht. „Am Anfang habe ich Ballett gehasst. Aber meine Ballettlehrerin hat es geschafft, dass ich es mag“, erzählt sie. Auch gesanglich und schauspielerisch habe sie das Musical-Studium sehr gut ausgebildet und auf ihren Beruf vorbereitet. Nur Themen zur beruflichen Selbstständigkeit kamen ihr zu kurz. Denn ein Job als Musical-Darstellerin habe eben nicht nur eine künstlerische, sondern manchmal auch eine bürokratische Seite, wenn es beispielsweise um die Steuererklärung geht.

Nach der Musical-Ausbildung geht es für Celena richtig los. Sofort folgen die ersten Musical-Anstellungen, unter anderem bei „Tanz der Vampire“ in Oberhausen, bei „Jesus Christ Superstar“ im Theater am Marientor und bei „Don Camillo und Peppone“ und „Dr. Schiwago“ an der Freilichtbühne Tecklenburg. Aber dann kommt Corona. Eine Zwangspause für die Newcomerin. „Das hat mich auf eine harte Probe gestellt. Aber ich habe die Pause auch genutzt, um durchzuatmen und um meine Bachelorarbeit zu schreiben.“

Leute vom Broadway und ein Zoom-Casting

Plötzlich bekommt sie die Gelegenheit für ein außergewöhnliches Casting. Disney will mit der deutschen Musical-Version zum Erfolgsfilm „Frozen“ in Hamburg im „Stage Theater an der Elbe“ durchstarten. Für Celena DIE Chance. Die Schwestern Anna und Elsa haben längst nicht nur Kinderherzen erobert. Auch Celena ist ein großer Fan. „Frozen“ gehört zu ihren Lieblingsfilmen, unzählige Male hat sie den Animationsfilm angeschaut. Die Geschichte, die lose auf dem Märchen „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen basiert, kennt sie auswendig. Sie kennt die Eiskönigin Elsa, die den ewigen Winter über das Königreich bringt, und sie kennt deren Schwester Anna, die sich auf eine Abenteuerreise begibt, um Elsa zurückzuholen. Und obwohl sie sogar schon die Lieder mitsingen kann, ist ihre Aufregung vor dem Casting riesig. „Disney ist eine andere Hausnummer“, betont sie, „Das sind Leute vom Broadway. Und dann auch noch ein Casting über Zoom.“ Die 25-Jährige meistert auch das. Sie darf in die Rolle der Anna schlüpfen.

Mehrmals muss die Premiere des Musicals dann aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden. Aber dann kann es endlich losgehen. Im November 2021 feiert das Musical Premiere. Für Celena ist es immer noch nicht greifbar: „Ich frage mich jeden Tag: Erlebe ich das gerade wirklich?“ >> dv

Celena Pieper (links) als „Anna“ auf der Bühne.
Celena Pieper (links) als „Anna“ auf der Bühne.
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Absolventen-Interview

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„Das Theater Osnabrück gratuliert zu 50 Jahren Hochschule Osnabrück! Die Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück hat sich in den letzten Jahren sehr intensiviert. Wir verbinden mit der Hochschule neben spannenden interdisziplinären Dialogen eine große Reihe an relevanten Kooperationsprojekten, insbesondere mit dem Institut für Musik wie aber auch mit dem Studiengang Interactive Design. Die Hochschule stellt für das Theater einen wichtigen Partner in Osnabrück dar. Wir freuen uns auf die nächsten 50 Jahre!“


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